Monavie: Saftiger Verdienst als Köder

Das US-Unternehmen Monavie sucht in der Schweiz mit Hilfe eines Wiederverkäufers Vertriebspartner für seinen Fruchtsaft. Die Aufsichtsbehörde Comlot rät vom Monavie-Geschäftsmodell ab.

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K-Geld 05/2010

25.10.2010

Letzte Aktualisierung:
26.10.2010

Bernhard Bircher

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Der US-Amerikaner Calvin Becerra hat es geschafft – er ist Einkommensmillionär. Sein Geschäftserfolg basiert angeblich auf dem Direktvertrieb des Fruchtsaftgetränks Monavie des gleichnamigen Unternehmens aus South Jordan im US-Bundesstaat Utah.

Der in einer edlen Weinflasche angebotene Saft Monavie Active kostet bei Amazon.de rund 53 Franken (7,5 Deziliter). Er enthält ein Konzentrat aus 18 Früchten und die brasilianische Acai-Beere. Deren hoher Anteil an Antioxidantien soll laut Monavie «die allgemeine Gesundheit des Körpers» stützen. Manche Kunden glauben, dass der Saft gegen Krebs und andere Krankheiten nützt.

Der Deutsche Alexander Herr (35) aus Zug sorgt im Rahmen der Monavie-Europa-Expansion nun dafür, dass das Getränk in der Schweiz bekannt wird. In E-Mails und Netzwerken wie Facebook ködert er neue Vertriebspartner mit attraktiven Löhnen: «Vom Start weg in den ersten 30 Tagen teilweise 1000 Euro oder mehr wöchentlich verdienen», verkündet Herr vollmundig.

Wie das Geschäftsmodell von Monavie im Detail funktioniert, erfahren Interessenten aber erst, wenn sie beispielsweise an der sogenannten «Monavie extravaganza Tour» in Deutschland oder in der Schweiz teilnehmen. Im Rahmen solcher Veranstaltungen lässt Alexander Herr Jobsuchende an der «einmaligen Erfolgsstory» teilhaben und die Katze aus dem Sack. K-Geld weiss: In Zürich war ein solcher Anlass am 23. August im Hotel Renaissance geplant – Eintritt 10 Franken.

Das grosse Geld machen meist nur die Initianten

Recherchen von K-Geld zeigen: Das 2005 gegründete Unternehmen Monavie ist ein sogenanntes Multi-Level-Marketing-Un-ternehmen (MLM) – wie etwa Herbalife und Amway. Wer bei solchen Firmen anheuert, soll auch weitere Verkäufer anwerben. Dann steigt er in der Hierarchie auf und verdient dank eines Bonussystems mehr.

In Wirklichkeit bleiben die in Aussicht gestellten Top-Löhne ein Wunschtraum. Das grosse Geld verdienen in der Regel nur die Initianten. Grund: MLM- Einsteiger klappern meist erst einmal den eigenen Bekanntenkreis ab, um neue Verkäufer zu rekrutieren. Ist dieser Teich leergefischt, wird es meist schwierig, weitere Leute zu finden.

Nach Recherchen des US-Magazins «Newsweek» liegt die Ausstiegsrate bei Monavie USA denn auch bei 70 Prozent. Bloss 10 Prozent der Wiederverkäufer würden zudem mehr als rund 400 Franken pro Monat verdienen.

Claudia Harteneck-Kohl, Monavie-Geschäftsführerin für Deutschland und Frankreich, lässt die hohe Ausstiegsrate unkommentiert. Harteneck-Kohl liess K-Geld aber eine Einkommensstatistik von Monavie zukommen. Darin steht: Das durchschnittliche Jahreseinkommen aller Vertriebspartner betrage 2918 Dollar – umgerechnet also rund 3000 Franken.

«Wir werden das System im Auge behalten»

Ein weiteres Problem bei MLM-Unternehmen: Die Wirkung der überteuerten Wellness- oder Nahrungsergänzungsprodukte wurde kaum je bewiesen. Laut Bundesamt für Gesundheit braucht es für eine gesundheitsbezogene Produktewerbung eine Bewilligung. Für den Monavie-Fruchtsaft liegt keine vor.

Harteneck-Kohl sagt: «Ein Monavie-Geschäft in der Schweiz ist in naher Zukunft nicht geplant.» Es sei Monavie zudem ein wichtiges Anliegen, in allen Ländern gesetzeskonform zu arbeiten. Und: Sie wisse nichts von einer Verkaufsveranstaltung in Zürich.

Die Lotterie- und Wettkommission Comlot des Bundes schreibt zum Geschäftsprinzip von Monavie: «Wir werden das System im Auge behalten und raten bis auf Weiteres allen Interessierten davon ab, beim Geschäftsmodell Monavie mitzumachen.»

K-Geld hat auch Alexander Herr mit Fragen zu seinen Aktivitäten in der Schweiz konfrontiert. Seine Antwort: Er sei «normaler Wiederverkäufer» und dürfe keine Auskunft zum Unternehmen geben. Warum er Schweizer Interessenten zu Verkaufsveranstaltungen einlud, bleibt daher sein Geheimnis.

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