Der deutsche Autor Stephan Philipp ist überzeugt: Investoren und ­private Anleger können vieles aus der Natur auf die Börse übertragen – genauer gesagt: aus dem Wald. Der 41-jährige Förster und Wirtschaftswissenschafter kennt die beiden unterschiedlichen ­Welten. In seinem 155-seitigen Buch «Investieren wie ein Förster» zeigt Philipp Parallelen zwischen der Forstwirtschaft und der Börse auf.

So sollten gute Förster und erfolgreiche Investoren einen langen Zeit­horizont haben, schreibt der Autor. Im Wald seien das 100 Jahre, an der Börse 10 oder besser sogar 20 Jahre. In beiden Bereichen ­müsse man hin und ­wieder eingreifen. Wer nichts tut, macht in den Augen von Philipp ­etwas falsch. Das Depot umzuschichten, sei ebenso wichtig wie etwa das Auslichten in einem Jungwald. Vielseitigkeit, auch Biodiversität genannt, bedeute in Wäldern auf der ganzen Welt Stabilität und führe zu mehr Ertrag. Analog dazu könne man ein breit diversifiziertes Portfolio als stabile Basis für ein gesundes Vermögenswachstum ansehen.

Philipp führt auch den Begriff der Nachhaltigkeit ins Feld. Dieser ­Begriff stamme aus der Waldwirtschaft: Hans Carl Carlowitz, ein Verwalter von riesigen Waldgebieten im sächsischen Erzgebirge im frühen 18. Jahrhundert, gilt als Schöpfer des forstwirtschaft­lichen Nachhaltigkeitsbegriffs. Übernutzung, wie dies im Mittelmeerraum in Italien zu Zeiten der Römer geschehen ist, versteht ­Phi­lipp auch als Fingerzeig an ­Börseninvestoren. Die Römer ­holzten für ihre Kriegsflotte so viele Bäume ab, dass die Wälder nicht mehr nachwuchsen und zuletzt nur noch halbhohe Macchia blieb. Deshalb warnt der Autor: «Niemals die ­Substanz angreifen.» Ein guter Rat aus einem lesenswerten Buch.

Stephan Philipp: «Investieren wie ein Förster – Was man vom Wald für die Börse lernen kann – Geld­anlage nach den Prinzipien der Forstwirtschaft», Finanzbuchverlag, München 2022, ca. 21 Franken