UBS-Kunde Karl Leisser (Name geändert) wollte am 23. Februar 2015 Anteile eines Index-fonds kaufen – und zwar eines ETFs, der die Wertentwicklung der Aktien der 30 grössten deutschen Unternehmen abbildet. Leissers Eurokonto war fast leer. Deshalb beauftragte er seine Bank, dieses Konto mit 40 000 Euro aufzustocken. Die UBS tat dies zu einem Euro-Franken-Kurs von 1.089 und belastete deshalb sein Frankenkonto mit 43 560 Franken. Ein etwas gar ungünstiger Wechselkurs, dachte sich Leisser.
Intransparenter Gewinnaufschlag der Banken
Die UBS stützt sich auf den sogenannten Interbankenkurs. Er basiert auf Daten, die mehrere Banken liefern. Auf diesen Kurs schlägt die Bank ihre Marge. Bei einer Wechselgeldsumme dieser Grössenordnung sind es gemäss UBS 1,5 Prozent. Die Marge ist abhängig vom Volumen: Je grösser die Wechselsumme, desto weniger prozentuale Marge nimmt die Bank.
Hätte Leisser die Euros ohne Margenaufschlag kaufen können, hätte er 572 Franken gespart – jedenfalls, wenn man sich auf den Wechselkursrechner der Schweizer Börse SIX Swiss Exchange abstützt. Dieser weist für den 23. Februar einen Euro-Franken-Mittelkurs von 1.0747 aus. Das ist der Interbankenkurs ohne Gewinnaufschlag der Bank.
Interessant ist der Euro-Franken-Kurs vom 23. Februar bei der Handelsplattform Oanda. Er ist mit 1.0692 noch tiefer. Und es ist gar kein Mittelkurs, sondern ein sogenannter Briefkurs: Der Margenaufschlag ist also darin schon enthalten. Mit diesem Kurs hätte Leisser gegenüber der UBS sogar 792 Franken gespart.
Auch Wechselstube.ch, ein auf Zahlungsverkehr in Fremdwährungen spezialisiertes Unternehmen, bot am 23. Februar günstigere Euro-Franken-Kurse an: von 1.0742 bis 1.0841. Selbst mit dem höchsten Kurs der Wechselstube an diesem Tag hätte Leisser gegenüber der UBS noch fast 200 Franken weniger bezahlt.
Die UBS ist kein Sonderfall. Auch andere Banken verdienen am Währungswechsel. Für die Kunden nachteilig ist die Intransparenz. Viele Banken weisen zwar den verwendeten Kurs auf dem Bankbeleg aus, nicht aber ihre Marge.
Währungswechsel: Milliardengeschäft für die Banken
Die Marge der Onlinebank Swissquote ist geringer als die der UBS. Beim Kauf von 40 000 Euro nimmt Swissquote nur 400 statt 572 Franken wie die UBS.
Die Zuschläge im Fremdwährungsgeschäft variierten von Bank zu Bank stark, sagt Stefan Heitmann, Chef des Finanzdienstleisters Moneypark. Oft liege sie bei 1,5 bis 1,7 Prozent. Heitmann: «Diese Marge ist von enormer Bedeutung für die Bank und ein Dauerärgernis für die Kunden. Sie zahlen immer drauf.» Die Banken hätten wenig Interesse, daran etwas zu ändern. Für sie sei das ein Milliardengeschäft. Allein die Raiffeisengruppe soll im Geschäft mit Fremdwährungen einen Ertrag von gegen 100 Millionen Franken im Jahr erzielen, sagt ein mit der Materie Vertrauter.
«Ein sehr schweizerisches Problem»
Auch Peter Wüthrich, Geschäftsleitungsmitglied des Vermögensberaters OnValues, kennt die Margen beim Wechsel von Fremdwährungen: Er spricht von 1 bis 2 Prozent. «Das nenne ich eine satte Marge», sagt er. Das Geschäft sei zwar legal, aber völlig intransparent. Luca Schenk, Geschäftsführer der Börse BX Berne Exchange, schätzt die Margen der Schweizer Banken im Fremdwährungsgeschäft mit bis zu 2,5 Prozent sogar noch höher ein. «Als Anleger hat man meistens keine Wahl», sagt Schenk. In Deutschland oder Frankreich würden sich Kunden sofort beschweren. Entsprechend seien die Konditionen dort besser. Stefan Heitmann von Moneypark stellt eine ähnliche Diagnose: «Die Intransparenz im Banking ist ein sehr schweizerisches Problem.»
Tipps: So können Sie teure Wechselkurse umgehen
Privatanleger können sich nur schlecht gegen hohe Wechselkurse der Banken wehren. Es gibt aber Möglichkeiten, sie zu entschärfen:
- Die Differenz (Spread) zwischen dem Kauf- und dem Verkaufskurs einer Währung gibt einen Hinweis auf die Marge der Bank. Es gilt: Je höher die Differenz, desto schlechter ist der Kurs, den die Bank dem Kunden berechnet.
- Bei grösseren Summen (spätestens ab 100 000 Franken) lohnt es sich, mit der Bank über den Wechselkurs zu verhandeln. Da die Bank am Währungsgeschäft viel verdient, ist sie in der Regel bereit, den Kurs auf Anfrage zu senken.
- Wer mehrere Bankverbindungen hat, sollte sich vor einer Währungstransaktionen über die Wechselkurse erkundigen und das Geschäft über die Bank mit den besten Bedingungen abwickeln.
- Der Geldwechsel muss nicht über eine Bank erfolgen. Es gibt Alternativen. Zum Beispiel Wechselstube.ch: Dieses Portal bietet bessere Wechselkurse an als die Banken. Voraussetzung ist einzig ein Fremdwährungskonto bei einer Bank. Man überweist den Frankenbetrag auf das Konto von Wechselstube.ch und erhält im Gegenzug die Fremdwährung. Spesen von 2 Franken gibt es nur bei einem Betragsvolumen unter 5000 Franken.
- Ausländische Aktien oder Fondsanteile müssen nicht zwingend in Fremdwährungen gekauft werden. Über die Berner Börse BX (Bxswiss.com) können mehr als 1200 ausländische Aktien und 480 Fonds in Schweizer Franken gehandelt werden. Sowohl beim Kauf wie auch beim Verkauf der Wertpapiere entfallen damit die Wechselkurskosten. Die Börse SIX Swiss Exchange bietet die Möglichkeit seit letztem November ebenfalls an (siehe K-Geld 6/2014).
- Immer öfter werden Fonds, vor allem ETFs, in mehreren Währungstranchen angeboten. So kann man beispielsweise einen Fonds, der in US-Aktien investiert ist, auch in Euro oder Schweizer Franken kaufen. Man ist also nicht gezwungen, für eine solche Anlage die Währung zu wechseln.
- Diese Dienstleistungen müssen bei den Banken eingefordert werden. Die wenigsten bieten sie von sich aus an, weil sie am Währungswechsel der Kunden viel verdienen.