K-Geld Leser Hans S. aus Adetswil ZH war geschockt. Jahrelang hatte er bei der Skandia-Versicherung in eine gemischte Lebensversicherung eingezahlt. Dabei handelte es sich um eine Fondspolice, die eine Zahlung im Todesfall und das Sparen verbindet. Der Sparteil wird dabei in Fonds investiert. Wie viel man beim Ablauf der Police erhält, hängt vom Kurswert der gewählten Fonds ab. Bis zu seiner Pensionierung zahlte Hans S. insgesamt über 104000 Franken ein. Als der Vertrag Anfang August 2019 auslief, erhielt er nur 81600 Franken zurück. Er hatte also fast 22 Prozent seines Kapitals verloren.
Abschluss- und Verwaltungskosten von über 11000 Franken
Deshalb verlangte Hans S. von der Skandia eine detaillierte Aufschlüsselung der Kosten und Abzüge. Die Versicherung rückte diese Zahlen erst auf Nachfrage heraus. Sie zeigten, wohin ein grosser Teil seiner Einzahlungen geflossen war: Gut 5500 Franken wurden ihm als Abschlusskosten abgezogen, dazu fast 6000 Franken als Verwaltungskosten. Diese zwei Posten schmälern die Rendite entscheidend. Mit dem Geld zahlen die Versicherer die Provisionen, unter anderem an die Verkäufer sowie die Fondsleitung. Diese Kosten kommen zu denjenigen der Todesfallprämie hinzu, die ebenfalls zulasten des Ertrags gehen (siehe Tabelle im PDF).
Versicherer verstecken sich hinter dem «Geschäftsgeheimnis»
In der Schweiz sind die Versicherungen nicht dazu verpflichtet, ihre Kunden vor Vertragsabschluss über die Beträge zu informieren, die von den Prämien abgezogen werden und deshalb nicht im Spartopf landen. Die Gesellschaften müssen bei der Auszahlung nach Ablauf der Police dazu auch keine Angaben machen.
Punkto Transparenz hinkt die Schweiz dem Ausland seit Jahren hinterher: In Deutschland etwa müssen seit dem Jahr 2007 sämtliche Kosten offengelegt werden. Im Vorfeld der Teilrevision des Versicherungsvertragsgesetzes VVG, das diesen Sommer vom Parlament in Bern verabschiedet wurde, weibelte die Versicherungsbranche erfolgreich dafür, dass in der Schweiz bei den Kosten auch weiterhin keine Transparenz gegenüber den Kunden herrschen muss.
Das wird von etlichen Versicherungen ausgenützt. So zeigt eine Umfrage von K-Geld bei den grössten Schweizer Versicherern: Im Vergleich zum Jahr 2014 verweigern heute mehr Gesellschaften als damals den Kunden eine detaillierte Aufschlüsselung der Kosten. Die Postfinance und die Axa argumentieren mit den wortwörtlich gleichen Sätzen: Es handle sich um ein «Geschäftsgeheimnis». Die Allianz Suisse sagt auf Anfrage, sie lege die Zahlen aus «Wettbewerbsgründen» nicht offen.
Immerhin: Einige Versichungen rücken die Zahlen auf Nachfrage heraus – so neben Skandia die Gesellschaften Zürich, Baloise, Swiss Life und Helvetia. Die Generali schlüsselt die Kosten auf Nachfrage nur teilweise auf. Mit Ausnahme der Mobiliar präsentiert keine der angefragten Versicherungen den Kunden die aufgeschlüsselten Kosten vor Vertragsabschluss unaufgefordert. Die Vaudoise-Versicherung beantwortete die Anfragen von K-Geld nicht.