«Leider haben die meisten Unternehmen diese Dienstleistung für ihre Kleinaktionäre abgeschafft», klagt Daniel Affolter, Pensionär aus Horgen ZH (Name geändert). Er hatte die günstige Möglichkeit ­genutzt, seine Aktien gratis im ­Auftrag der Unternehmen bei der Börsenbetreiberin SIX-Group verwalten zu lassen.

Nestlé schloss die Gratis­depots vor zwei Jahren, Syngenta Ende 2013. Zum gleichen Zeitpunkt ­entschied die Swatch Group, die Gratisverwahrung von Namen­aktien nicht länger anzubieten.

Seit letztem Jahr bietet auch die Versicherungsgesellschaft Zurich Insurance Group kein kostenloses Effektenkonto für Aktionäre mehr an. «Die zunehmend komplexer werdenden Anforderungen durch die diversen internationalen Steuerabkommen ­haben zu diesem Schritt geführt», begründet der Versicherungskonzern die Auflösung.

Umfrage: Nur vier ­Gesellschaften bieten noch ein Gratisdepot an

Einen zu grossen Aufwand für die Überprüfung der Aktionäre macht auch das Portfoliounternehmen HBM Healthcare Investments in Zug für die Auflösung der ­Gratis-Verwahrung geltend.

Für die im Solarbereich tätige Edisun Power Europe in Zürich waren die SIX-Kosten mitentscheidend für den Rückzug: «Pro Depot verrechnete uns die SIX für die ­Betriebskosten des ­Sonderregisters 18 Franken pro Jahr», sagt Edisun-Chef Rainer Isenrich.

Wer genau diese Dienstleistung heute noch anbietet, will die Schweizer Börse SIX für sich behalten. Die SIX-Group macht zwar auf ihrer Website Werbung für die ­Gratisverwahrung als Zusatzleistung zur Aktienregisterführung. Eine Liste der Gesellschaften, die dieses Produkt nutzen, will sie hingegen nicht herausrücken.

Insgesamt kommen dafür jene 65 Gesellschaften in Frage, die im grossen Schweizer Aktienindex SPI gelistet sind und die ihr Aktien­register von der SIX verwalten ­lassen. Davon geben 40 gegenüber K-Geld an, keine Gratiskonten für Publikumsaktionäre an­zubieten, 21 antworteten auch auf Nachfrage nicht, ­darunter so grosse Unternehmen wie die Ems Chemie.

Lediglich vier Gesellschaften bieten gemäss Umfrage noch ein Gratisdepot für ihre Aktionäre via SIX an: Novartis, Swiss Re, Swiss Life sowie die Energiedienst Holding. Letztere allerdings nur für Personen mit Wohnsitz in Deutschland.

Wer bei Swiss Life vom Gratisdepot Gebrauch machen will, muss der Versicherung einen schriftlichen Kaufauftrag erteilen. Swiss Life stellt dem Depot­inhaber den Kaufpreis sowie eine Kaufgebühr (Courtage) in Rechnung. Kostenlos ist nur die Verwahrung. Die maximale ­Anzahl Aktien pro Kauf ist auf 50 Anteile beschränkt.

Einige Gesellschaften bieten die Gratisverwahrung ohne die Kooperation mit der SIX Group an. So können Inhaber von Baloise-­Namenaktien von einem Gratis­depot profitieren, sofern sie diese zur konzerneigenen Baloise-Bank Soba transferieren.

Die Banken erheben in der ­Regel keine Depotgebühren für eigene Aktien – vorausgesetzt, man ist Kunde.