Anfang 2024 ging für Patricia Costa ein Traum in Erfüllung: Sie konnte in Neftenbach ZH ein 1977 erbautes Reiheneinfamilienhaus erwerben. Die Raiffeisenbank Winterthur ZH gewährte der alleinerziehenden Mutter eines 13-jährigen Sohnes einen Kredit für den Kauf des Hauses und eine umfassende Renovation. Costa wollte zudem auf dem Dach Solarpanels installieren. Doch die Bank verweigerte eine Erhöhung der Hypothek. Die Raiffeisen empfahl, die Fotovoltaikanlage später zu installieren.
Patricia Costa wollte jedoch nicht zuwarten. Sie suchte nach einer anderen Finanzierungsmöglichkeit. Die potenzielle Solarinstallationsfirma riet ihr, sich an die Firma Investerra AG zu wenden. Investerra ist eine Tochterfirma der St.-Gallisch-Appenzellischen Kraftwerke (SAK). Das Unternehmen prüfte das Projekt und legte eine Finanzierungsofferte vor. Patricia Costa musste nicht lange überlegen und unterschrieb im vergangenen Herbst den Vertrag.
Kosten für Kredit mit Zins für Hypothek vergleichbar
Die gewünschte Solaranlage und eine Batterie zur Speicherung des überschüssigen Stroms kosten gemäss Offerte Fr. 30'795.60. Davon sind die Unterstützungsbeiträge von Kanton und Gemeinde bereits abgezogen. Für diesen Betrag gewährt Investerra der 43-jährigen Hausbesitzerin einen Kredit. Ausserdem verlangt das Unternehmen von Costa eine Bearbeitungsgebühr von 5 Prozent der Nettoanlagekosten – das sind in ihrem Fall 1540 Franken. Den Kredit muss Patricia Costa in fixen Monatsraten von 293 Franken über eine Zeitspanne von zehn Jahren abzahlen.
Die Rückzahlungsraten bestehen jeweils aus einem Tilgungs- und einem Zinsanteil. Die Verzinsung bezieht sich stets auf die noch ausstehende Restschuld. Der kalkulatorische Jahreszins liegt bei 2,75 Prozent. Ende 2034 ist die Anlage abbezahlt. Costa wird Investerra bis dahin 36'741 Franken überwiesen haben. Das sind nur 5945 Franken mehr, als wenn Costa die Anlage aus Ersparnissen bezahlt hätte.
Wäre es Costa möglich gewesen, die bei Raiffeisen abgeschlossene Festhypothek mit zehn Jahren Laufzeit und einem Zinssatz von 1,93 Prozent aufzustocken, hätten sich die Zinskosten auf 5943 Franken belaufen. Das ist fast gleich viel wie die Zinskosten plus die Bearbeitungsgebühr bei Investerra. Bei der Variante Hypothek würde Costa aber nur die Zinsen für den Solaranlagekredit begleichen – die Schuld wäre nicht getilgt.
Zinssatz von Entwicklung des Zinsmarkts abhängig
Investerra vergibt Kredite an private Wohneigentümer und Geschäftskunden für Solaranlagen, Wärmepumpen, Stromspeicher, thermische Netze und E-Ladestationen. Der Zinssatz hängt von der Zinsmarktentwicklung und der Kundenbonität ab. 5 Prozent des Kreditbetrags müssen die Kunden am Anfang immer als einmalige Grundgebühr entrichten. Bei einer zehnjährigen Laufzeit und guter Kundenbonität liegt der Zinssatz aktuell leicht höher als bei Patricia Costa, nämlich bei 2,9 Prozent.
Die Amortisationsdauer für den Kredit wird individuell festgelegt. Sie beträgt maximal zehn Jahre. Bei den Finanzierungen von Investerra können die Wohneigentümer den Installateur selbst auswählen. Im Gegensatz zu Mietkauflösungen gehören die neu installierten Anlagen von Anfang an den Kreditnehmern.
Der Energiedienstleister Helion Energy, eine Tochterfirma der Amag Group, bietet privaten Wohneigentümern ebenfalls Abzahlungsverträge für Solaranlagen und umweltverträgliche Heizungen an. Dabei arbeitet Helion mit der Migros-Bank zusammen. Die Hausbesitzer tragen die Schuld in Raten ab, über eine Laufzeit von 1 bis 15 Jahren. Der Zinssatz beträgt 2,9 Prozent, unabhängig von der Kundenbonität und den Finanzmärkten. Für die Finanzierung erhebt Helion Energy keine Bearbeitungsgebühr. Helion wirbt damit, seine Finanzierungen seien «günstiger als ein Privatkredit und unkomplizierter als eine Hypothek».
Sinnvoll, wenn man Kredit laufend zurückzahlen will
Für den Hypothekenspezialisten Florian Schubiger von der Vermögenspartner AG in Zürich ist eine Finanzierung über einen Abzahlungsvertrag dann sinnvoll, wenn die Bank eine Aufstockung der Hypothek ablehnt.
Sandra Schleiss von Investerra sieht die angebotene Finanzierungslösung als Ergänzung zu Hypotheken und anderen Finanzierungsmodellen. Geeignet sei die Investerra-Finanzierung beispielsweise für Wohneigentümer, die den Gesamtbetrag zusammen mit den Zinszahlungen laufend amortisieren wollen. Investerra unterstütze die Kreditnehmer mit Fachwissen und überprüfe die Qualität der Offerten von Installateuren.
Patricia Costa nahm die Beratung und Hilfe von Investerra gerne an. «Ich musste mich um gar nichts kümmern», sagt sie, «Investerra hat alles mit der Installationsfirma koordiniert.»
Bald kann die Hauseigentümerin ihren ersten eigenen Strom beziehen: Bis Mitte Monat sollten die Solarpanels auf ihrem Hausdach installiert sein.
Finanzierungsmodelle für Solaranlagen und Heizungen
Im Idealfall haben Wohneigentümer für den Ersatz einer fossilen Heizung durch eine Wärmepumpe oder die Installation einer Solaranlage finanzielle Reserven. Auch Gelder der Säule 3a können bezogen werden. Fehlen die Mittel, gibt es Alternativen:
- Darlehen aus dem Bekanntenkreis: Mit den gesparten Energiekosten lässt sich das Darlehen zurückzahlen.
- Aufstockung der Hypothek bei der Bank.
- Renovationskredit: Anbieter sind zum Beispiel UBS, Basellandschaftliche, Berner und Walliser Kantonalbank. Bei energetischen Sanierungen gibt es oft eine Zinsreduktion.
- Abzahlungsvertrag: Der Kredit wird in monatlich gleich bleibenden Raten für Amortisation und Zinsen zurückgezahlt. Günstigere Konditionen als Konsumkreditbanken bieten Finanzierungsfirmen für nachhaltige Sanierungen wie Investerra.
- Mietkauf: Bei dieser Lösung sind in der Miete nicht nur Planung und Installation inbegriffen, sondern auch der Betrieb und der Unterhalt über eine bestimmte Anzahl Jahre. Nach Ablauf des Mietvertrags geht die Anlage an die Wohneigentümer über. Die Industriellen Werke Basel (IWB) bieten im Raum Nordwestschweiz unter dem Namen Wärmebox eine Mietvariante an für umweltfreundliche Heizsysteme (K-Geld 6/2021). Und der norwegische Energiespezialist Otovo finanziert in der Schweiz Solaranlagen und Stromspeicher für private Wohneigentümer.