Massive Einbussen in den Schwellenländern

So schnell kann es gehen: Noch vor wenigen Monaten glänzten Indexfonds, die auf ­Aktien aus aufstrebenden Ländern setzen (K-Geld 3/2018). Die Einjahresrenditen der Schwellenländer-Aktien lagen mit 18 bis 20 Prozent im Plus, waren also deutlich besser als die ETFs der Sparte «Aktien Welt», die auf Valoren der westlichen Industrienationen setzen. Doch jetzt haben Schwellenländer-Aktien ­massive Einbussen erlitten. Anleger sind aus den entsprechenden Fonds geflüchtet. Anlass war die Türkei. «Wenn die Krise in der Türkei nicht schnell gelöst wird, dürften weitere Schwellenländer unter Druck geraten», sagt Paul Greer, Spezialist für Schwellenländer-­Aktien bei der Fondsgesellschaft Fidelity.

Der Hauptgrund dafür liegt im Devisenmarkt. Nachdem US-Präsident Donald Trump Länder wie die Türkei, China, Russland und den Iran mit höheren Zöllen beziehungsweise Sank­tionen belegt hatte, tauchten die entsprechenden Währungen Lira, Yuan, Rubel und Rial. Deshalb sind nun die Schulden der grossen Unternehmen in diesen Ländern ein Problem. Sie sind häufig in US-Dollar. Resultat: Die in den entsprechenden Lokalwährungen ­gemessene Schuldenlast ist explodiert.

Um die Schulden dennoch zu bedienen, müssen einige Konzerne Angestellte entlassen und Unternehmensteile oder Immobilien ­verkaufen. Das nagt an der Substanz solcher Firmen und zieht ihre Aktienkurse nach unten. Zudem kommt es im Technologiesektor, der lange sehr gut gelaufen ist, zu Gewinn­mitnahmen. Das belastet ausgerechnet Schwergewichte der Schwellenländer-Fonds wie Tencent, Alibaba, Samsung, Taiwan ­Semiconductor und Baidu.

Mutige Anleger können die Kurskorrektur als Chance sehen. Aufgrund des überdurchschnittlichen Wirtschaftswachstums in diesen Ländern kann man durchaus ein Zehntel ­seiner Aktienanlagen in Schwellenländer-­Fonds investieren. Auch die hohe ­Gewichtung asiatischer Titel könnte sich langfristig auszahlen. Schliess­lich lebt die Hälfte der Menschheit in Asien.