Rund 1,25 Millionen Autolenker haben ihren Wagen letztes Jahr von Kandersteg BE nach Goppenstein VS oder umgekehrt auf die Bahn verladen. Doch viele Oberwalliser und Berner Oberländer sind nicht gut auf die Lötschbergbahn (BLS) zu sprechen. Der «Walliser Bote» druckte Leserbriefe mit dem Titel «Autoverlad-Abzocke», «Schäm dich, BLS!» oder «BLS-Verlade­tarife: So nicht!». Die Oberwalliser Interessengruppe Verkehr und Tourismus sieht gar eine «Berner Peitsche», die das Wallis geisselt. 

Anlass zur Kritik gibt eine Erhöhung der Autoverladetarife um bis zu 25 Prozent. Beispiel: Der Autoverlad unter der Woche kostet ab 14. Dezember zum Normaltarif neu 27 statt 22 Franken. Das sind 23 Prozent mehr als letztes Jahr. Auch am Furka und Simplon sind die Verladepreise gestiegen. Besonders viel zahlt man an den Wochenenden (siehe Tabelle). Am teuersten ist die Reise mit Auto und Bahn durch den Vereinatunnel. Ab 1. Dezember gilt zwischen Klosters GR und dem Unter­engadin der Wintertarif. Der Autoverlad kostet ab dann zwischen 5 und 10 Franken mehr als während der Sommersaison, wenn der Flüelapass geöffnet ist. Diesen Winter steigen die Preise am Vereina zusätzlich um bis zu 2,7 Prozent. Der Verlad eines PWs an einem Wochenende kostet dann den Rekordpreis von 43 Franken. Die vier Verladestrecken kosten heute bis zu 18 Prozent mehr als vor zehn Jahren. Die Teuerung betrug im selben Zeitraum nur 4,3 Prozent. 

Bahnen nutzen ihr Monopol am Lötschberg und Vereina aus 

Trotz der Preis­erhö­hun­gen ist die Nach­frage am Vereina gestiegen: 467 876 Fahr­zeuge transportierte die Rhätische Bahn (RhB) 2013 durch den Tunnel – 22 Prozent mehr als vor zehn Jahren. Die hohe Nachfrage haben die Bahnen am Vereina und Lötschberg ­ihrer Monopolsituation zu verdanken. Am Lötschberg gibt es keine Passstrasse, und der Furka- sowie der Vereina­verlad profitieren davon, dass Furka- und Flüelapass im Winter geschlossen sind. 

Deshalb sind die Preise ein Fall für den Preisüberwacher. Stefan Meierhans intervenierte diesen Sommer, als die BLS die Tarife um bis zu 50 Prozent erhöhen wollte. Weil aber die BLS laut ­Geschäftsbericht 2013 in den letzten zwei Jahren mit dem nichtsubventionierten Autoverlad Verluste machte, stimmte Meierhans einer abgeschwächten Preiserhöhung zu. 

Alle vier Bahnen erklären, der Autoverlad sei kein gutes Geschäft. Nachvollziehbar ist dies jedoch nur bei zwei Strecken: Die Matterhorn-Gotthard-Bahn erhielt vom Bund im letzten Jahr Subventionen in Höhe von 2,6 Millionen für den Autoverlad und erwirtschaftete dennoch lediglich einen Betriebsgewinn von 144 000 Franken. Die SBB erhielten vom Kanton Wallis 950 000 Franken, um das Defizit des Simplon-Autoverlads  zu decken. 

Die BLS schrieb zwar in den letzten zwei Jahren Verluste. Davor realisierte sie jedoch Gewinne. Zudem erhält die BLS keine Subventionen für den Autoverlad und würde das Geschäft kaum weiter so betreiben, wenn es langfristig rote Zahlen schreiben würde. 

Die RhB erhält ebenfalls keine Subventionen. Sie hat mit dem Autoverlad durch den Vereina in den letzten zwei Jahren einen Gewinn von 2,2 Millionen erwirtschaftet. Laut RhB reicht das aber «bei weitem nicht aus, um notwendige Ersatzinvestitionen ins Rollmaterial zu finanzieren». 

Preisüberwacher Stefan Meierhans sagt, die RhB sei zumindest im Winter marktmächtig. Und die Wintertarife seien nicht das Ergebnis eines wirksamen Wettbewerbs. Darum überprüfe er diese regelmässig. Die aktuelle Preiserhöhung stuft er als nicht missbräuchlich ein. Die Kosten seien höher als am Lötschberg, weil die Anlagen neuer und weniger stille Reserven vorhanden wären. 

Genaue Zahlen darf Meierhans nicht preisgeben. Die RhB betone, dass diese unter das Geschäftsgeheimnis fallen. Im Geschäftsbericht weist sie die Gewinne aus dem Autoverlad erst seit 2010 aus. Ob seit der Inbetriebnahme 1999 Gewinne anfielen und wohin diese flossen, sagt die RhB nicht. Vorher seien nicht alle Leistungen verursachergerecht zugeordnet worden, weshalb es keine Erfolgsrechnung des Autoverlads gegeben habe.