Absolut keine Gewinngarantie
Absolute-Return-Fonds gaukeln Gewinne ohne Ende vor. Doch der K-Geld-Test zeigt: Die Hälfte der neuen Trend-Fonds hat in den letzten zwölf Monaten Verluste eingefahren.
Inhalt
K-Geld 2/2005
30.03.2005
Martin Metterli
Die Narben der Börsenbaisse sind noch frisch. Unter dem Eindruck der Verluste investieren viele Anleger so, als wollten sie ihr Geld vor dem nächsten Crash in Sicherheit bringen. Bestes Beispiel für die allgemeine Verunsicherung ist der Boom der Absolute-Return-Fonds.
Auf dem Tiefpunkt der Aktienkrise lanciert, verspricht der neue Fondstyp eine positive Wertentwicklung - unabhängig davon, ob die Börsen boomen oder einbrechen. Das machte die Absolute-Return-Fonds zum Kassensch...
Die Narben der Börsenbaisse sind noch frisch. Unter dem Eindruck der Verluste investieren viele Anleger so, als wollten sie ihr Geld vor dem nächsten Crash in Sicherheit bringen. Bestes Beispiel für die allgemeine Verunsicherung ist der Boom der Absolute-Return-Fonds.
Auf dem Tiefpunkt der Aktienkrise lanciert, verspricht der neue Fondstyp eine positive Wertentwicklung - unabhängig davon, ob die Börsen boomen oder einbrechen. Das machte die Absolute-Return-Fonds zum Kassenschlager. Sie ziehen so viele Anlagegelder auf sich, wie das die Aktienfonds nur in den besten Zeiten Ende der 90er-Jahre vermochten.
Beispiel dit-Euro Bond Total Return A: Der erst vor drei Jahren lancierte Fonds verwaltet heute 12,1 Milliarden Franken. Im letzten Halbjahr wuchs das Fondsvermögen um sagenhafte 46 Prozent, nicht zuletzt dank der aufwändigen TV-Werbung mit dem diversifizierenden Fussballexperten Günter Netzer.
Auch der erst zwei Jahre alte Activest Lux Total Return zählt mit einem verwalteten Vermögen von 6,6 Milliarden zur Champions League der europäischen Fonds. Er war im vergangenen Jahr mit 2,8 Milliarden Euro der meistverkaufte Fonds Deutschlands. «Von Beginn weg verzeichneten wir einen stetigen Zufluss an Neugeldern, der unsere Erwartungen deutlich übertroffen hat», kommentiert Activest-Fondsmanager Gerd Rendenbach.
Profitabel sind die Fonds vor allem für die Banken
Mindestens so spektakulär sind die Zuwachsraten der grössten Schweizer Absolute-Return-Fonds, allen voran der erst anderthalbjährige Clariden-CH Total Return Fund (in Euro, Dollar und Franken). In den letzten sechs Monaten verdreifachte sich sein Fondsvermögen auf 977 Millionen Franken. Und die beiden Tranchen des UBS (Lux) Bond Fund-Absolute Return Bond verwalten nach nur zehn Monaten bereits 3,33 Milliarden Franken.
Sie sind zurzeit der grosse Renner. Und weil Absolut-Return-Fonds zudem Gebührenfresser sind, lassen sie die Kassen der Fondsgesellschaften so richtig klingeln. Ihre Total Expense Ratio - die Gesamtheit der Gebühren - liegt mindestens ein Drittel höher als bei Obligationenfonds.
Die Gebühren für Absolute-Return-Fonds sind ähnlich hoch wie jene von teuren Aktienfonds - obwohl die angestrebten Zielrenditen der neuen Produkte meist tiefer liegen als bei Aktienanlagen. Hinzu kommt meist eine Performance-Gebühr. Das heisst: Bei Erfolg verdient die Fondsgesellschaft mit.
Was die Sache noch profitabler macht: Die meisten Anlagegelder stammen aus Obligationenfonds mit traditionell tiefen Margen, wie verschiedene Banken bestätigen. Die Anleger schichten also Gelder von sicheren und günstigen Oblifonds in teure Absolute-Return-Fonds um.
Da stellt sich zwangsläufig die Frage: Rentieren Absolute-Return-Fonds überhaupt für die Anleger oder sind sie nur für die Banken ein dickes Geschäft? Für eine eindeutige Antwort ist es zwar noch etwas früh, schliesslich sind die meisten Fonds noch nicht einmal zwei Jahre alt.
Der K-Geld-Test zeigt aber bereits heute: Anspruch und Realität klaffen bei Absolute-Return-Fonds oft auseinander. Das in Fondsprospekten genannte Ziel, mehr Rendite einzufahren als auf dem Geldmarkt, erreicht nur eine Minderheit der Produkte. Und nur jeder zweite Fonds schafft, was Experten wie Giovanni Pagani, bei UBS zuständig für Absolute-Return-Fonds, fordern: auf Zwölfmonatsbasis wenigstens keine Verluste einzufahren.
Nur ein Fonds schaffte mehr als 6 Prozent Rendite
Von 28 Fonds notierten nach einem Jahr 12 im Plus. Nur 4 schafften mehr als 3 Prozent Rendite, bloss ein einziger mehr als 6 Prozent. Keiner rentierte zweistellig. Und keine der beiden Absolute-Return-Klassen erzielte ein befriedigendes Resultat:
- Mischfonds, bei denen die Fondsmanager bei der Wahl ihrer Anlagen relativ freie Hand haben: Von 17 Fonds machten 10 Verluste. Überflieger war der World Invest Absolute Return der kleinen Tessiner Banca Arner mit einer Jahresperformance von 8,5 Prozent. Ebenfalls befriedigend war die Performance des Schroder ISF-European Absolute Return (EUR) A.
- Fonds, die fast ausschliesslich in Obligationen (oder ähnliche Anlagen) investieren und als Alternative zu herkömmlichen Oblifonds gehandelt werden, wenn die Zinsen steigen: 6 von 11 Fonds verzeichneten Verluste, 1 verlor gar zweistellig. Bloss 3 warfen mehr als 3 Prozent ab: der Templeton Global Total Return Fund A (acc), der Activest Total Return D und der dit-Euro Bond Total Return A.
Fazit: Absolute-Return-Fonds bieten keinen Kapitalschutz. Und tatsächlich: Wer die Prospekte der Fonds genau liest, erfährt, dass kein Fonds eine Gewinngarantie abgibt. Es handelt sich dabei lediglich um Versprechen.
Das Bild wird zusätzlich getrübt, weil viele Banken Absolute-Return-Fonds in einer Zeit aggressiv vermarkten, in der sich die Finanzmärkte beruhigt haben. Das ist widersinnig, meinen Experten. Dirk Schmelzer vom VZ Vermögenszentrum spricht deshalb von einem Spiel mit Anlegerbedürfnissen: «Statt mitten in der Krise, hätten die Anleger Absolute-Return-Fonds auf dem Höhepunkt des Aktienbooms gebraucht. Damals hätte ein rigoroser Schutz vor Verlusten bedeutend mehr Sinn gemacht als heute.»
Es erstaunt daher nicht, wenn auch innerhalb der Fondsbranche Zweifel an den Absolute-Return-Fonds laut werden. So warnte kürzlich die deutsche Direktbank ING-Diba: «Dass alle unter dem Deckmantel Absolute Return angebotenen Fondskonzepte Sinn machen, darf getrost bezweifelt werden.»
Wann sich Kapitalschutz lohnt
Eigentlich ist alles ganz einfach: Anschnallen lohnt sich an den Finanzmärkten erst, wenns runtergeht. Kapitalschutz-Produkte machen dann Sinn, wenn die Kurse hoch sind. Doch niemand weiss, wann der Höhepunkt überschritten ist.
Statt auf die Finanzmärkte konzentrieren sich Anleger deshalb besser auf ihre eigenen Bedürfnisse. Das verändert die Optik grundsätzlich: Garantierter Kapitalschutz ist dann richtig, wenn man Ersparnisse auf einen bestimmten Zeitpunkt hin braucht und deshalb keine Verluste hinnehmen kann. Weil Garantien teuer sind, lohnt es sich immer nur, so viel Schutz zu kaufen, wie man tatsächlich braucht.
Sicherer als Absolute-Return-Fonds sind erstklassige (Staats-)Obligationen oder gewisse Zertifikate mit Kapitalschutz. Doch angesichts der Fülle und Vielfalt an Zertifikaten und der unterschiedlichen Ansprüche der Anleger wirds hier schwierig. K-Geld wird in der Ausgabe 3/2005 vom 25. Mai näher auf Zertifikate eingehen.