Augen auf bei den Servicekosten
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saldo 2/2000
02.02.2000
Je nach Modell zahlen Autobesitzer bis zu neunmal mehr für einen Service.
Die Hersteller schreiben Wartungen vor, die häufig gar nicht nötig wären.
Der Touring Club Schweiz (TCS) hat die 50 meistgekauften Fahrzeuge auf ihre Servicekosten hin überprüft. Berechnet wurden die Servicegesamtkosten für 100 000 gefahrene Kilometer auf der Basis von 15 000 Kilometern pro Jahr. Die Unterschiede sind gross: Gerade mal 439 Franken muss eine Mercedes-A-160-Fahrerin dafür ihrem...
Je nach Modell zahlen Autobesitzer bis zu neunmal mehr für einen Service.
Die Hersteller schreiben Wartungen vor, die häufig gar nicht nötig wären.
Der Touring Club Schweiz (TCS) hat die 50 meistgekauften Fahrzeuge auf ihre Servicekosten hin überprüft. Berechnet wurden die Servicegesamtkosten für 100 000 gefahrene Kilometer auf der Basis von 15 000 Kilometern pro Jahr. Die Unterschiede sind gross: Gerade mal 439 Franken muss eine Mercedes-A-160-Fahrerin dafür ihrem Garagisten abliefern. Subaru-Impreza-2.0-Turbo-Fahrer hingegen bezahlen fast neunmal so viel, nämlich satte 3893 Franken.
Hersteller verlangen unnötig kurze Serviceintervalle
"Die grossen Differenzen sind nicht plausibel", hält Daniel Burch, Leiter Test und Technik/Technische Information beim TCS, fest. Er sagt auch, wo gespart werden könnte: bei den von den Auto-Herstellern vorgeschriebenen Serviceintervallen. Denn die sind sehr unterschiedlich: Während der Grossteil der 50 getesteten Wagen alle 15 000 Kilometer oder zwölf Monate zum Service muss, schreiben manche Hersteller einen Service schon bei 12 500 Kilometern oder sechs Monaten vor. Burch: "Alle Hersteller mit hohen Kosten und kurzen Wechselintervallen müss-ten sich fragen, ob wirklich so viel Aufwand nötig ist."
Dass es auch mit weniger geht, zeigen Peugeot und Audi. Statt alle 15 000 Kilometer müssen die neuen Modelle seit letztem Jahr nur noch alle 30 000 Kilometer in die Garage. Manche Hersteller gingen in der letzten Zeit dazu über, die Service-intervalle für ihre Fahrzeuge zu verlängern. Eine Tendenz, die sich laut TCS noch verstärken dürfte. "Die technischen Fortschritte machen dies möglich: Die modernen Motoren brauchen weniger Unterhalt und die hochwertigen Öle müssen weniger oft gewechselt werden", erklärt Peugeot-Pressesprecher Jürg Kaufmann.
Beim Ölwechsel liesse sich tatsächlich viel Geld sparen. "Es ist in der Regel sinnlos, nach 10 000 Kilometern das Öl zu wechseln, wenn es ohne Probleme für 20 000 Kilometer hält. Das Gleiche gilt für den Ölfilter. So wird zu viel Rohöl verbraucht und unnötigerweise Abfall produziert", sagt Daniel Burch vom TCS.
Das deutsche Umweltbundesamt ist sogar der Ansicht, dass bei den heutigen, langsam alternden Ölen ein Wechsel alle 30 000 Kilometer reichen würde. Die Umwelt würde es danken: 10 000 Tonnen Rohöl pro Jahr könnten damit allein in der Schweiz eingespart werden.
Auch die Autobesitzer wären nicht unglücklich, denn mit dem Motorenöl wird auch der Ölfilter gewechselt, was ins Geld gehen kann. Die Hersteller schreiben pro 100 000 gefahrene Kilometer zwischen 2 und 13 Ölwechsel vor - mit der Konsequenz, dass die Ölfilter entsprechend häufig gewechselt werden müssen. Bei Stückpreisen von Fr. 8.60 bis Fr. 29.03 können die Ölfilterkosten zwischen Fr. 17.20 beim Opel Omega 2.2 und Fr. 189.80 beim Subaru Impreza 2.0 Turbo schwanken.
Wieso müssen Subaru-Fahrer so tief in die Tasche greifen? "Der Impreza 2.0 Turbo ist ein Hochleistungsfahrzeug mit 218 PS. Das Öl wird bei einem Turbomotor thermisch höher beansprucht, wodurch die Alterung des Öls beschleunigt wird. Deshalb muss es öfter ersetzt werden", erklärt And-rea Bucher von Subaru Schweiz AG die hohen Kosten. Bei Subaru-Modellen ohne Turbolader seien die Serviceintervalle länger und somit die Kosten tiefer.
Der Turbolader allein kann jedoch die hohen Servicekosten nicht ausmachen. Ein Vergleich: Der Service für den Audi A3 1.8 T kostet
für 100 000 Kilometer 1920 Franken. Das sind - trotz Turbolader - knapp 2000 Franken weniger, als für den Service des Subaru Impreza hingeblättert werden muss.
Was können die Autofahrerinnen und Autofahrer tun, um die Servicekosten für ihr Fahrzeug tief zu halten? "Ich würde niemandem empfehlen, die Serviceintervalle auf eigene Faust zu verlängern", warnt Daniel Burch. Denn wer sich nicht an die Wartungsvorgaben hält, kann
bei einem Schadenfall die Garantieleistung des Herstellers nicht beanspruchen. Meist ist im Serviceheft des Fahrzeugs der Garantieumfang festgelegt und damit die Wartung vorgeschrieben.
Stundenansätze der Garagisten s