Martha Schneider ist verwirrt, unruhig und stürzt immer wieder. Für ihre ­Familie ist klar: Oma muss ins Pflegeheim. Die Ärzte haben bei ihr Demenz fest­gestellt. Doch ein glücklicher Zufall rettet Schneider. Nach einem Zusammenbruch kommt sie ins Spital. Dort überprüfen Ärzte die lange Medikamentenliste der Seniorin: Pillen ­gegen Depressionen und Psychosen, Schlaf­mittel, Hormone und Herzmedikamente. Die Ärzte stellen fest: Die meisten davon braucht die alte Frau gar nicht. Das Ergebnis: Ohne die ­Pillen blüht sie plötzlich wieder auf.

Dieser Fall ist eines der vielen eindrücklichen Beispiele, die Wissenschaftsjournalistin Cornelia Stolze in ihrem neuen Buch «Krank durch ­Medikamente» präsentiert. Sie alle zeigen: Oft haben Patienten keine Ahnung, dass ihre Depression, Impotenz oder Demenz von den Pillen herrühren, die sie schlucken. Den Grund dafür sieht Stolze in der Profitgier von Pharmafirmen und Ärzten sowie bei den laschen Kontrollen der Behörden.

Die deutsche Autorin zeichnet ein düsteres Bild des Pharmabetriebs. Doch sie lässt Patienten nicht hilflos zurück: Stolze gibt viele konkrete Tipps, wie man beim Arzt kritisch nachfragt und zum mündigen Patienten wird.

Cornelia Stolze: «Krank durch Medikamente», ca. Fr. 26.–, Piper Verlag

sehr empfehlenswert