Wirtschaftsführer und Politiker bedienen sich gerne einer beschönigenden Sprache. Meister seines Fachs ist der SBB-Chef Andreas Meyer. Dem «Beobachter» sagte er: «Es gibt immer ­wieder regionale Herausforderungen, die die Kunden manchmal spüren.» Was er damit ­meinte: In gewissen Regionen sind SBB-Züge häufig verspätet. Überhaupt scheinen die Wörter «Problem» und «Schwierigkeit» in Wirtschaft und Politik tabu zu sein. Beispiele: Die SBB bezeichnen Entgleisungen als «betriebliche Heraus­­forderungen». Die ehemalige Berner Regierungsrätin Barbara Egger sagte, falls die Abstimmung für ein neues Tram verloren gehe, werde das «eine Herausforderung» für die Verkehrs­planung – und nicht etwa zu einem «Problem».

Auch Journalisten haben die PR-Sprache übernommen. Radio SRF berichtete, dass «die Post mit strukturellen Herausforderungen» kämpfe. Gemeint waren auch hier «Schwierig­keiten». Und die «Berner Zeitung» schrieb: «Die Situation auf dem Immobilienmarkt wird für Anleger zur Herausforderung.» Deutsch und deutlich müsste es heissen: «Leerstehende Woh­nungen werden für Anleger zum Problem.»