MSC gilt als das wichtigste Ökosiegel für Wildfisch. Die Vorgaben des ­Marine Stewardship Council mit Sitz in London tönen löblich: Fangmethoden, die das Ökosystem schädigen, sind ver­boten. Dazu gehören auch Schleppnetze, die den Meeresboden mit seiner Flora und Fauna zerstören.

Die Praxis sieht anders aus. Schlepp­netze gehören zum Alltag, auch bei ­Betrieben mit MSC-Zertifikat. MSC selbst spricht von jährlich 480 toten Delphinen beim Thunfischfang. Nach Angaben von ­anonym bleibenden Beobachtern ist diese Zahl viel zu tief. Der Vorwurf: Die MSC-­Beobachter vor Ort seien bestochen. 

Erstaunlich: Es gibt sogar MSC-zertifizierte Haiflossen. Fehlt an Bord der Platz, werden Haie lebend und ohne Flossen zurück ins Meer geworfen. Fischer ­erzählten den Filmemachern anonym, wie sie mehr Haiflossen als genehmigt an Bord versteckten. MSC-Chef Rupert ­Howes ­verharmlost vor der Kamera die Verfehlungen. 

Daniel Pauly, ehemaliges Gründungsmitglied von MSC, sagt: Die Fischerei­industrie habe die Organisation gekapert. Längst gehe es vor allem darum, möglichst viele Zertifikate zu vergeben, und nicht mehr um die Einhaltung der eigenen Richtlinien. MSC-zertifizierte Betriebe zahlen jährlich weltweit 19 Millionen Franken für das ­Label und das gute Image. Je mehr Zertifikate MSC vergibt, desto grösser die Einnahmen. Der Film ist zu sehen unter Saldo.ch/mscmmn

«Das Geschäft mit dem Fischsiegel.» 
Ein Film von Wilfried Huismann. 
43 Minuten, ARD 2018.