Der deutsche Philosoph und Bestsellerautor Wilhelm Schmid («Vom Glück der Freundschaft») hat die 60 überschritten. Damit sei die Zeit gekommen, sich aufzumachen, «Gelassenheit zu gewinnen», stellt er fest. Das fällt ihm umso leichter, weil nun «nicht mehr alles im Leben auf dem Spiel steht», die «Hormone sich etwas beruhigt haben, der Schatz der Erfahrungen grösser, der Blick weiter, und die Einschätzung von Menschen und Dingen treffsicherer geworden ist».
Selbst Probleme können liebgewonnene Gewohnheiten sein
Auf 115 Seiten gibt Schmid nun Schritt für Schritt eine Anleitung, wie dieser Zustand zu erreichen ist. Gleich vorweg, ganz einfach ist es nicht – und auch nicht frei von Widersprüchen. So sind «Gewohnheiten» einer von zehn Schritten auf dem Weg zur Gelassenheit. Das Pflegen von eingeübten Abläufen erlaubt, das Leben nicht immer neu strukturieren zu müssen. Gleichzeitig wäre es aber auch wünschenswert, «Gewohnheiten immer wieder durchbrechen zu können».
Unter die Gewohnheiten fallen bei Schmid profane Dinge wie der Genuss eines Espressos oder das «Schwelgen in Erinnerungen». Sogar Probleme sind gewohnheitsabhängig. Warum sich also nicht endlich eingestehen, dass man ein bestimmtes Problem eigentlich gar nicht lösen will, weil es inzwischen zu einem «festen Bestandteil» des Lebens geworden ist?
Lektüre empfiehlt sich schon vor dem 60. Geburtstag
Das Älterwerden und die Gelassenheit bringen das Privileg mit sich, die «Schönheiten und Schrecklichkeiten wahrzunehmen, nicht durch eine dunkle, sondern durch eine möglichst klarsichtige Brille».
Die schmale Denkschrift ist in zehn Kapitel aufgeteilt. Jedes lässt sich gut einzeln lesen. Auch wer noch keine 60 Jahre alt ist, sollte die Lektüre wagen. Gelassenheit kennt kein Alter.
Wilhelm Schmid,
«Gelassenheit. Was wir gewinnen, wenn wir älter werden»,
Insel, ca. Fr. 13.–