Handys gehören nicht in Kinderhand
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saldo 10/2000
24.05.2000
Mobiltelefone können für Kinder und Jugendliche schädlich sein. Das zeigt die bisher grösste Gesundheitsstudie über Handys.
Eine englische Forschergruppe rät Kindern und Jugendlichen auf Grund einer aktuellen Studie, nicht mit dem Mobiltelefon zu kommunizieren. Oder zumindest die Gesprächsdauer auf ein Minimum zu reduzieren. Denn die noch im Wachstum befindlichen Hirne reagierten wesentlich empfindlicher auf die Strahlen.
Die englischen Wissenschafter haben ...
Mobiltelefone können für Kinder und Jugendliche schädlich sein. Das zeigt die bisher grösste Gesundheitsstudie über Handys.
Eine englische Forschergruppe rät Kindern und Jugendlichen auf Grund einer aktuellen Studie, nicht mit dem Mobiltelefon zu kommunizieren. Oder zumindest die Gesprächsdauer auf ein Minimum zu reduzieren. Denn die noch im Wachstum befindlichen Hirne reagierten wesentlich empfindlicher auf die Strahlen.
Die englischen Wissenschafter haben über 300 in den letzten zwanzig Jahren gemachte Studien und Untersuchungsberichte über Handys und deren gesundheitliche Auswirkungen unter die Lupe genommen. Daraus entstand die grösste je gemachte Mega-Analyse zu diesem Thema.
Generell, so die Expertengruppe, gehe für die Bevölkerung keine gesundheitliche Gefahr von Handys aus. Doch einige ungeklärte Fragen mahnen die Forscher zu Vorsicht: "Bei einigen Tierversuchen veränderten sich unter vermehrter Strahlenbelastung Zellen und Chromosomen", so Colin Blakemore, Hirnforscher an der Oxford University. Andere Untersuchungen weisen auf unerklärliche Vorgänge im menschlichen Gehirn hin.
Den Experten geht es nicht darum, Panik unter Mobiltelefon-Benutzern auszulösen. Sie fordern aber als Vorsichtsmassnahme von Kindern und Jugendlichen einen bewussteren Umgang mit Handys. Die britische Regierung will nun gewisse Richtlinien festlegen: eine Begrenzung der täglichen Gesprächsdauer für Kinder oder eine Altersbeschränkung.
Die Forschung schliesst Spätfolgen nicht aus
"Ein Handy gehört nicht in die Hände eines Kindes", ist Bernhard Aufdereggen, Mitglied von Ärzte für den Umweltschutz, überzeugt. Solange die Forschung Spätschäden nicht ausschliesse, sei ein vorsichtiges Verhalten angezeigt. Zumal Kinder und Jugendliche im Wachstum stärker reagierten. Er verweist auf Studien in Zusammenhang mit Hochspannungsleitungen: Je näher Kinder bei diesen wohnen und je mehr sie den Strahlen ausgesetzt sind, desto grösser ist die Gefahr, an Leukämie zu erkranken. Nicht nur körperliche Probleme befürchtet der Psychiater Mario Gmür: "Der Prozess des Sich-Lösens von den Eltern verändert sich. Es wird eine dauernde technische Nabelschnur eingerichtet."
Die neuen Erkenntnisse sind für die Mobiltelefon-Anbieter ein schwerer Schlag. Fast drei Millionen Menschen besitzen in der Schweiz ein Handy. Zu den besten Kunden gehören Jugendliche. Nicht grundlos wirbt die Swisscom auf der Website www.mynatel.ch speziell um die Gunst der unter 22-Jährigen. Und auf der letzten CeBIT in Hannover, wo jeweils die neuesten Technik-Highlights vorgestellt werden, präsentierten Siemens und Alcatel die ersten speziellen Kinder-Handys.
Max Fischer