So allgemein kann man Ihre Frage nicht beantworten, wie der Fall ABB dieses Jahr beispielhaft zeigte. Im Frühsommer warnten Spezialisten, der hoch verschuldete Konzern verfüge über eine zu dünne Eigenkapitaldecke. Deshalb werde ABB auch nach dem Verkauf weiterer Unternehmensteile gezwungen sein, viel Geld am Finanzmarkt aufzunehmen. Eine solche Kapitalerhöhung belaste den Kurs.

Der Hintergrund: Nimmt eine Firma Geld auf, indem sie neue Aktien verkauft, sinkt automatisch der Aktienkurs. Denn der Wert des Unternehmens bleibt zwar gleich, die Zahl der Anteilscheine aber steigt.
Als Ende August ABB dann tatsächlich Geld im grossen Stil aufnahm - allerdings mit einer Wandelanleihe und nicht mit der Ausgabe neuer Aktien -, schoss der Aktienkurs innerhalb von Stunden 12 Prozent in die Höhe. Warum?

Im Verlauf des Sommers hatten sich die Rahmenbedingungen für ABB entscheidend verändert. An der Börse hatte sich die Überzeugung durchgesetzt, die Sanierung des Konzerns habe gute Chancen auf Erfolg. Der Aktienkurs stieg deshalb rasant. Dies nutzte die Konzernleitung und überraschte mit ihrer Wandelanleihe gleich doppelt: ABB nahm weniger Geld auf als befürchtet - für Profis der Beweis, dass es der Firma besser geht. Zudem konnte ABB den Anlegern bedeutend bessere Konditionen bieten. Das Geld kostet den Konzern also weniger als angenommen.

Das Beispiel zeigt: Wenn ein Unternehmen eine Kapitalerhöhung ankündigt, bricht sein Aktienkurs nicht zwangsläufig ein. Entscheidend für den Kursverlauf ist vielmehr, in welchem Zusammenhang die Kapitalerhöhung stattfindet und was die Profis erwartet haben.

(mv)