Kaderleute schanzen sich gegenseitig Privilegien zu
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01.01.2000
In den Chefetagen wird mit teuren Geschenken geklotzt, während die Firmen bei den gewöhnlichen Angestellten überall Geld sparen.
Seit vergangenem Jahr fahren die Kaderleute der Fusionsbank UBS im Mercedes vor. Es darf aber auch ein Range Rover oder ein flotter Audi sein. Je nach Kaderstufe bezahlt die Bank dafür 1000 bis 2000 Franken monatliche Leasinggebühren. Ein tolles Geschenk der
Chefetage für ihresgleichen. Wer darauf verzichtet, kriegt immerhin ein Erste-Klasse...
In den Chefetagen wird mit teuren Geschenken geklotzt, während die Firmen bei den gewöhnlichen Angestellten überall Geld sparen.
Seit vergangenem Jahr fahren die Kaderleute der Fusionsbank UBS im Mercedes vor. Es darf aber auch ein Range Rover oder ein flotter Audi sein. Je nach Kaderstufe bezahlt die Bank dafür 1000 bis 2000 Franken monatliche Leasinggebühren. Ein tolles Geschenk der
Chefetage für ihresgleichen. Wer darauf verzichtet, kriegt immerhin ein Erste-Klasse-Generalabo der SBB für die ganze Familie - Wert 11 000 Franken. Fringe benefit heisst die Fachbezeichnung und gilt als Zauberwort bei Anstellungsgesprächen in Chefetagen. Rund 6000 UBS-Kaderleute kommen in den Genuss dieser Lohnnebenleistungen. Das lässt sich die Bank 100 Millionen Franken kosten.
Weniger protzig, aber dennoch attraktiv für gewöhn-liche Arbeitnehmer sind die Lohnnebenleistungen der Migros. Sämtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wird ein Partizipationskonto zum Vorzugszins eingerichtet. Im Todesfall wird eine Gratis-Lebensversicherung ausbezahlt. Kaderleute erhalten beim Grossverteiler zusätzlich einen bezahlten Urlaub von bis zu acht Wochen. Von solch grosszügigen Neben-leistungen können die Arbeitnehmer kleiner und mittlerer Unternehmen oft nur träumen.
Swiss Re zahlt der Chefetage keine Dienstwagen
Vorbildlich bei den ohnnebenleistungen ist die Swiss Re in Zürich. Sie bezahlt den Mitarbeitern unter anderem die Krankenkassen-Prämien - auch nach der Pensionierung. Frauen kriegen vier Monate bezahlten Mutterschaftsurlaub, Väter immerhin einen Monat. Am Hauptsitz in Zürich stehen den Angestellten Swimmingpool, Sauna und Fitnessräume zur Verfügung.
Dabei spart die Swiss Re nicht bei einfachen Angestellten, um es beim Kader wieder auszugeben. "Dienstwagen für das Kader hat der Chef abgelehnt", erklärt Pressesprecher Johann Thinnhof. Immerhin profitieren die Bosse von einem Aktien-Optionsprogramm und grosszügiger Spesenregelung. Doch mehr Naturalien gibt es für die Bosse nicht.
Die UBS gibt sich klassenbewusster, wenn es um die Verteilung grosszügiger Geschenke ans Kader geht. Alle Angestellten kriegen zwar Mehrleistungen bei der Pensionskasse, Dienstalter-Jubiläums-Geschenke oder Vergünstigungen bei hauseigenen ankdienstleistungen. Beim Kader wird jedoch mit der grossen Kelle angerichtet: Nebst einem Mercedes werden die Chefs auch bei Mitarbeiter-Aktien kräftig besser gestellt. Während normale Angestellte pro Jahr Anrecht auf fünf Stück haben, kriegen Kaderleute Aktien teils in Millionenhöhe. Verwaltungsrat und Topkader besitzen Aktien im Wert von 1,1 Milliarden Franken.
Die besser Verdienenden erhalten als Zückerchen zudem bezahlten Urlaub: Alle zehn Jahre darf ein Top-Manager für 40 Tage die Arbeit ruhen lassen, 30 Tage davon bei vollem Lohn.
"Darum beneidet uns die Konkurrenz", sagt UBS-Personalchef Markus Lüdi. Es stört ihn, dass Kassensturz und saldo die Privilegien des Kaders hervorheben: Daran sei nichts Anrüchiges. Die Lohnnebenleistungen sollen gemäss Lüdi das berufliche Weiterkommen und die Mobilität fördern. "Ausserdem wollen wir Leistung honorieren." Darum seien sie auch klar hierarchisch ausgerichtet, führt er aus.
Nebenleistungen müssen nicht versteuert werden
Weder Markus Lüdi noch andere Top-Kaderleute mögen es, wenn von Steuern die Rede ist. Tatsache ist: Spitzenverdiener kommen schnell in hohe und höchste Steuerklassen. Sie müssten also einen schönen Anteil ihres Salärs dem Fiskus abliefern. Nebenleistungen wie etwa Bel-Etage-Versicherungen bieten den Ausweg: Sie sind steuerfrei und nicht AHV-pflichtig. Sogar Mitgliederbeiträge in Golfklubs können Kaderleute von der Steuer absetzen.
Die Lohnnebenleistungen sind in den letzten Jahren immer mehr ins Visier firmenin-terner Sparer geraten. In vielen Chefetagen wird argumentiert, dass bei normalen Angestellten die Lohnnebenleistungen als goldene Fesseln wirken. Je besser die Geschenke, desto weniger hätten Mitarbeiter Lust, sich nach neuen Stellen umzusehen. Swiss Re argumentiert anders: "Zufriedene Angestellte sind motivierte Mitarbeiter