Käfigeier: Versteckt in vielen Lebensmitteln
Eier aus tierquälerischer Käfighaltung sind in der Schweiz verboten. Doch sie werden tonnenweise importiert. saldo fand einige Produkte, die versteckt Käfigeier enthalten.
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saldo 7/2006
12.04.2006
Marc Meschenmoser
Ein knappes A4-Blatt - so wenig Platz hat ein Huhn in Käfighaltung. Zu Zehntausenden eingesperrt leben die Tiere in Drahtkäfigen, Erde und Sonnenlicht sehen sie nie. In den ersten 15 Lebenswochen erhalten sie 15 Impfungen gegen Salmonellen- und andere Krankheiten. Dann legen sie Ei um Ei - ehe die Legehennen nach zwölf Monaten getötet werden.
In der Schweiz ist die Käfighaltung seit 25 Jahren verboten, der Import jedoch erlaubt. Laut Fachleuten werden jährlich 49 Millionen K...
Ein knappes A4-Blatt - so wenig Platz hat ein Huhn in Käfighaltung. Zu Zehntausenden eingesperrt leben die Tiere in Drahtkäfigen, Erde und Sonnenlicht sehen sie nie. In den ersten 15 Lebenswochen erhalten sie 15 Impfungen gegen Salmonellen- und andere Krankheiten. Dann legen sie Ei um Ei - ehe die Legehennen nach zwölf Monaten getötet werden.
In der Schweiz ist die Käfighaltung seit 25 Jahren verboten, der Import jedoch erlaubt. Laut Fachleuten werden jährlich 49 Millionen Käfigeier in die Schweiz importiert und in der Gastronomie, Bäckereien und der Lebensmittelindustrie verwendet. Pikant: Letzten Sommer hat der Bundesrat das Importkontingent um weitere 3000 Tonnen jährlich erhöht.
Deklaration durch Hersteller ist nicht obligatorisch
Konsumenten können die tierquälerische Käfighaltung ausser bei Bio-Lebensmitteln kaum umgehen: Hersteller müssen Eier aus Käfighaltung nicht deklarieren. Meist steht auf den Verpackungen lediglich «Eier» oder «Eiweisspulver». saldo und die Tierschutzorganisation Vier Pfoten wollten es genauer wissen und konfrontierten Hersteller verdächtiger Produkte mit der Frage, ob sie Käfigeier verwenden. Sieben gaben es zu (siehe Tabelle).
Die Migros verwendet laut Eigendeklaration nur Bodenhaltungs- und Freilandeier. Sprecher Urs-Peter Naef: «Wir verbieten vertraglich allen, auch ausländischen Produzenten, Eier aus Käfighaltung zu benutzen.»
Coop, Denner: Produkte mit Käfigeiern im Regal
Coop geht weniger weit. Zwar verzichtet der Grossverteiler bei allen Eigenmarken wie Gala oder Prix Garantie auf Käfigeier. Sprecher Jörg Birnstiel: «Da geht Coop keine Kompromisse ein.» Bei Markenartikeln hört die Konsequenz aber auf. Ob Tiramisu oder Eierteigwaren: Viele Lebensmittel, die versteckt Käfigeier enthalten, stehen in Coop-Regalen - ohne dass die Konsumenten dies erfahren. Coop habe die ausländischen Produzenten aufgefordert, auf Käfigeier zu verzichten - mit wenig Erfolg. Zudem: «Auf die Deklaration der Hersteller haben wir keinen Einfluss», meint Birnstiel. Denner schreibt Herstellern der Eigenmarke «Denner looks for the best» Bodenhaltungseier vor, verkauft aber Markenartikel aus Käfigeiern - aktuell die Ostertaube Colomba Classica aus Italien (siehe Tabelle).
Hersteller wie Dr. Oetker oder Nestlé begründen die Käfighaltung mit Hygienegründen. Zu Unrecht, sagt Professor Richard Hoop vom Tierspital Zürich, dem nationalen Referenzlabor: «Bodenhaltung ist kein grösseres Krankheitsrisiko. Es geht den Tieren wesentlich besser, ist aber für Produzenten teurer.»
Gegen Käfigeier kämpft jetzt Vier Pfoten. Die Organisation sammelt vor Ostern in Basel, Bern, Luzern und Zürich Unterschriften gegen Käfigeier. Susanne Arnold von Vier Pfoten: «Konsumenten sollen wissen, in welchen Produkten Käfigeier enthalten sind. Der Staat muss die Deklarationspflicht gesetzlich vorschreiben. Bis es so weit ist, fordern wir die Hersteller auf, Eier aus Käfighaltung auf der Verpackung anzuschreiben.»
Kambly: Guetzli mit Käfigeiern gehen nur noch ins Ausland
Dass die Industrie auf solchen Druck der Konsumenten reagiert, zeigt Kambly. Nachdem «Kassensturz» letzten Herbst publik machte, dass der Emmentaler Guetzlifabrikant Käfigeier verwendet, stellte Kambly Anfang Jahr um. Geschäftsführer Anton Von Weissenfluh: «Das kostet uns jährlich 100000 Franken mehr.» Nur: Ein Teil der Guetzli enthält weiterhin Käfigeier. Diese Biskuits verkauft Kambly ins Ausland - wo der Druck der Konsumenten geringer ist.
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