Zum ersten Mal in meinem Leben legte ich letztes Jahr Geld in Aktien an. In den Vorjahren musste ich miterleben, wie Nachbarn, Freunde, Familie an der Börse reicher wurden. Anfang 2018 investierte ich also 20 000 Franken in todsichere Bluechips. Also Aktien von grossen Schweizer Unter­nehmen. Ende Jahr waren die Aktien leider nur noch 18 000 Franken wert. Mein Fehler war vermutlich, dass ich nicht auf Experten hörte. Doch dieses Jahr wird alles anders. 

Am 22. Januar hatte die NZZ eine Beilage zu «Anlagefonds». In staubtrockenem Deutsch überboten sich Finanzgenies mit Anlagetipps: Der Chief Operating Officer (COO) der Crypto Fund AG machte den Kurszerfall der Kryptowährung Bitcoin zum Thema. Die Firma bietet gemäss Website «ihren Anlegern einen einfachen, direkten und transparenten Zugang zu der aufstrebenden Anlageklasse der Crypto Assets». Der Kurszerfall mache nichts. Also, kaufen! 

Eine Seite zuvor lobt der Chief Executive Officer (CEO) von Quantex die Vorteile kleiner Fondsanbieter, wie zum Beispiel Quantex. Sein Versprechen: «Bei Quantex wird es niemals ein Sammelsurium an Anlagefonds geben.» Also, kaufen! 

Auch ein Kadermitglied von BB Biotech durfte in der NZZ-Beilage einen Artikel schreiben. Die Firma investiert in Unternehmen, die neue Medikamente ­herstellen. 30 Millionen Amerikaner litten an 7000 seltenen Krankheiten. Ein Riesenmarkt also. Unbedingt kaufen! 

Nur die NZZ-Aktie hat keiner der Experten empfohlen. Kein Wunder. Sie war im Jahr 2011 rund 8900 Franken wert. Heute ­dümpelt sie um 5000 Franken rum.