Über meinem Bett hängt ein schönes Poster von Gottlieb Duttweiler: Der Migros-Gründer planscht im Zürichsee und trägt einen hübschen Strohhut. Seit ich seine Biografie gelesen habe, will ich auch einmal so ein Duttweiler werden. Den dicken Bauch habe ich schon. 

Das Schöne an wichtigen Menschen ist, dass sie nach dem Tod weiterleben. Gottlieb Duttweiler ist so ein Fall. Über 50 Mal schrieben Journalisten in den letzten Jahren, dass sich Duttweiler «im Grab umgedreht» habe. Vergleicht man diese Zahl mit dem stolzen Bauchumfang Duttis, kommt man zum Schluss: Der Mann treibt nach seinem Tod deutlich mehr Sport als zu Lebzeiten.

Der häufigste Grund, warum sich der ­Migros-Gründer immer wieder drehen muss, sind Alkohol und Tabak. Bis zu seinem Tod 1962 und noch ein bisschen länger verkaufte die Migros kein Bier und keine Zigaretten. Er wollte das so. Heute ist das anders. Zur Migros gehören nicht nur Denner und Globus, sondern auch 307 Migrolino und 40 Voi-Läden. Dort kaufen die Leute Milch, Butter, Marlboro, Brot und Johnnie Walker. 

Bei mir in Zürich-Wollishofen steht seit vorletztem Sommer ein Voi-Laden. Zur Eröffnung gabs Bratwürste. Früher war der Voi eine normale Migros-Filiale. Das Sortiment war okay, aber halt ohne Alkoholgehalt. Einmal hatte ich Liebeskummer und kaufte ein Sixpack Panaché-Bier «Bilz». Das half nicht. Jetzt geht beim Voi-Laden die Post ab! Herr­liche Liköre! Scharfe Whiskys! 

Manchmal aber stehe ich an der Kasse und denke an das Poster über meinem Bett. «Bitte nicht umdrehen, lieber Dutti!», flüstere ich: «Schau, für den Alkohol kriege ich immerhin keine Cumulus-Punkte.»