Krankenkasse - Krebskrank und heimatlos
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saldo 20/2000
06.12.2000
Die krebskranke Anacleta Cecca muss von Zürich nach Genf ziehen - die Helsana nimmt sie nicht mehr in die Zusatzversicherung auf.
Anacleta Cecca ist eine vorsichtige Frau. Dreissig Jahre lang hatte sie bei der Helsana eine Zusatzversicherung. Diese garantierte ihr, dass sie jedes Schweizer Spital im Krankheitsfall aufnimmt. Doch als Anacleta Cecca knapp bei Kasse war, kündigte sie diesen Zusatz.
Später hat sie das bitter bereut. Denn die 34-jährige Frau aus Fahr...
Die krebskranke Anacleta Cecca muss von Zürich nach Genf ziehen - die Helsana nimmt sie nicht mehr in die Zusatzversicherung auf.
Anacleta Cecca ist eine vorsichtige Frau. Dreissig Jahre lang hatte sie bei der Helsana eine Zusatzversicherung. Diese garantierte ihr, dass sie jedes Schweizer Spital im Krankheitsfall aufnimmt. Doch als Anacleta Cecca knapp bei Kasse war, kündigte sie diesen Zusatz.
Später hat sie das bitter bereut. Denn die 34-jährige Frau aus Fahrweid bei Zürich erkrankte an Darm- und Leberkrebs. Sie hatte keine Hoffnung mehr, die Krankheit zu besiegen. Ihre Ärzte im Limmattalspital in Schlieren ZH bestätigten in einem Schreiben: "Wir haben in der Schweiz keinen Chirurgen gefunden, der die Patientin operieren will."
Die Operationen kosteten rund 45000 Franken
Damit gab sich die todkranke Frau nicht zufrieden. Auf eigene Faust machte Anacleta Cecca einen Genfer Arzt ausfindig, der sie operierte. Nur deshalb ist sie heute noch am Leben. Doch dann bekam sie die Rechnung: Rund 45 000 Franken kosteten zwei Operationen am Genfer Unispital, davon muss Frau Cecca 30 000 übernehmen. Das kann sie nicht bezahlen.
Nachdem Kassensturz über den Fall Cecca berichtete, setzten sich die Beteiligten zusammen. Sie entschieden, die Kosten untereinander aufzuteilen. Helsana zahlt die Operationskosten, die in Zürich angefallen wären. Das Limmattalspital und die Uniklinik Genf übernehmen den Rest. Ein Hilfsfonds kommt für solche Härtefälle auf.
Damit wären die Schulden aus der Vergangenheit getilgt. Doch was ist, wenn Anacleta Cecca erneut operiert werden muss? "Dann will ich nach Genf, und nur dorthin", sagt Frau Cecca mit fester Stimme. "Dort ist mein Vertrauensarzt, er kennt meine Leber und die Krankengeschichte." Dafür bräuchte die Zürcherin freilich die Zusatzversicherung für die ganze Schweiz. Und die hat sie nicht mehr.
Nur der Genfer Arzt besitzt ihr volles Vertrauen
Im Oktober rief Anacleta Cecca bei der Helsana an und wollte die Zusatzversicherung erneuern. Doch die Helsana winkte ab. Frau Cecca werde nicht mehr aufgenommen, hiess es. Grund: Sie ist nach dem Austritt erkrankt und als Kassenmitglied zu teuer. Die Helsana wolle damit keinen Präzedenzfall schaffen.
Nun hat Anacleta Cecca die Konsequenz gezogen. Sie zieht mit ihrem Mann nach Genf. Dorthin, wo der Chirurg praktiziert, der ihr das Leben gerettet hat. "Ich bin noch geschwächt von der Operation und sollte mich schonen", sagt sie. "Der Umzug kommt mir ungelegen." Aber um gesund zu werden, will sie den Stress, den sie mit der Helsana hatte, endlich loswerden.
Thomas Vogel