Mini-Trottinette - Das schnelle Geschäft mit den billigen Rollern
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saldo 10/2000
24.05.2000
Beim Run auf Mini-Trottinette wittern Händler das schnelle Geschäft: Nachdem die Originale vergriffen sind, gelangen jetzt billige Imitate in die Regale.
Nach nur vier Tagen war unser ganzer Bestand an 400 Mini-Trottinetten weg." Daniel Gisler vom Fachgeschäft Cenci Sport in Basel ist überwältigt. Mitt-lerweile ist in der ganzen Schweiz der Klassiker Micro Scooter ausverkauft. Sein Erfinder, Wim Outboter aus Küsnacht ZH, hat innert sieben Monaten 40000 Stück verkauft. Der R...
Beim Run auf Mini-Trottinette wittern Händler das schnelle Geschäft: Nachdem die Originale vergriffen sind, gelangen jetzt billige Imitate in die Regale.
Nach nur vier Tagen war unser ganzer Bestand an 400 Mini-Trottinetten weg." Daniel Gisler vom Fachgeschäft Cenci Sport in Basel ist überwältigt. Mitt-lerweile ist in der ganzen Schweiz der Klassiker Micro Scooter ausverkauft. Sein Erfinder, Wim Outboter aus Küsnacht ZH, hat innert sieben Monaten 40000 Stück verkauft. Der Run auf die kleinen, verchromten Flitzer scheint vor allem in Schweizer Städten ungebremst: Zusammengeklappt reisen sie gratis im Tram, Zug oder Bus mit und dürfen auf den Trottoirs gefahren werden.
Der weltweite Boom auf die Mini-Trottinette hat in Basel seinen Lauf genommen: Mit dem Ziel, umweltfreundliche Mobilität zu fördern, leihte "Basel rollt" seine 40 Roller innerhalb eines Monats 2500-mal gratis aus. Initiiert wurde das Projekt vom Branchenkenner und Gründer der Basler Denkfabrik, Bruno Omlin: "Anfangs blieb die Mischung aus Mobilitäts- und Sportgerät in den Geschäften liegen. Im Dezember 1999 waren alle Basler Geschäfte ausverkauft, gesamtschweizerisch hat der Boom im Februar/März eingesetzt."
Die Klassiker unter den Rollern, das K2-Kickboard und der Micro Scooter, sind erst wieder Mitte Juni erhältlich - Nachahmer wittern beim anhaltenden Boom den schnellen Profit mit Billig-importen aus Asien. "Alle wollen sich jetzt ein Stück vom Kuchen abschneiden und mit günstigen Nachahmungen schnell viel Geld verdienen", bestätigt Verkäufer Gisler. Einige Roller sind denn auch bereits unter 200 Franken zu haben - rund 300 Franken günstiger als das Ursprungsmodell von K2.
Aufgepasst: Billige Kopien sind oft viel schlechter
Das Problem dabei: Von blossem Auge lassen sich untaugliche von stabilen Mini-Trottinetten nur schwer un-terscheiden. Experte Bruno Omlin: "Viele dieser neuen Billigroller sind für die Belastungen auf Strasse und Trottoir schlicht nicht geeignet. Und: Selbst die Originalhersteller bringen jetzt günstigere Kopien auf den Markt, die deutlich schlechter sind." Genaues Hinschauen lohnt sich also, um nicht zu viel
für ein billigst fabriziertes Massenprodukt auszugeben.
- Bei Imitaten verläuft die Lenkstange schräg zur Fahrtrichtung, was den Fahrkomfort einschränkt.
- Verbindungsteile sind verschraubt statt durchgehend verschweisst oder gegossen:
Die Schrauben können sich durch Fahrvibrationen rasch lösen.
Käufer sollten sich zudem vergewissern, dass die Geschäfte Ersatzteile anbieten - sonst kommt eine Reparatur sehr teuer.
Auch die drei meistverkauften Modelle, Wetzer, K2-Kickboard und Micro Scooter, weisen im Praxis-Test kleinere Mängel auf. Beispielsweise ist Fingerfertigkeit gefragt, bis das Mini-Trottinett zusammengeklappt am Rücken baumelt.
Dennoch: Ein Ende des Booms ist momentan nicht absehbar. Ab Juni bringen die Hersteller zwischen 120000 und 200000 Geräte auf den Markt und machen damit - vorsichtig geschätzt - 30 Millionen Franken Umsatz.
Wer die neue Mobilität selbst erfahren will, kann sich das Geld bald sparen: in den Stadtzentren von Bern, Basel, Genf, Zürich und Biel leiht "Schweiz rollt" ab Ende Juni die Mini-Trottinette kostenlos aus.
Marc Meschenmoser
Qualitäts-Check
Darauf sollten Sie beim Kauf achten
- Lenker: soll einfach verstellbar sein; je höher die
Lenkstange, umso stärker reagiert der Roller auf Unebenheiten. Die Lenkstange sollte rechtwinklig auf-geschweisst sein.
- Trittbrett: nicht zu lang; ist das Brett zu breit, wird Kurvenfahren schwieriger. Je tiefer das Trittbrett, desto höher der Fahrkomfort.
- Räder: Rutschgefahr mit allen Modellen auf nassem oder glattem Strassenbelag.
- Bremse: Bei der Bremsfeder auf die Stärke achten; Blattfeder ist einer Spiral-feder weit überlegen.
- Rahmen: aus Aluminium-Gussteilen sehr empfehlenswert; Fachleute raten von Blech ab. Lineare Schweissnähte zeugen von guter, stabiler Verarbeitung. Je mehr Schrauben, desto unstabiler.
- Stabilität: Beim Probefahren auf Fahreigenschaften bei kleinen Hindernissen achten, mit Sprüngen