Schneeschuhlaufen - Auf grossem Fuss durch tiefen Schnee
Inhalt
Gesundheitstipp 1/2002
01.01.2002
Die beliebtesten Wintersportarten im Vergleich: Schneeschuhlaufen ist am gesündesten
Der Trendsport Schneeschuhlaufen hat viel zu bieten: Fitness im Winter, Abenteuer im Schnee, Entspannung in der Natur. Und: Es ist der gesündeste Wintersport. Dies zeigt ein Vergleich, den Experten vom Bundesamt für Sport in Magglingen für den Puls-Tipp gemacht haben.
Tobias Frey tfrey@pulstipp.ch
Wenn Pulverschnee über Nacht das sanktgallische Dorf Zuzwil eindec...
Die beliebtesten Wintersportarten im Vergleich: Schneeschuhlaufen ist am gesündesten
Der Trendsport Schneeschuhlaufen hat viel zu bieten: Fitness im Winter, Abenteuer im Schnee, Entspannung in der Natur. Und: Es ist der gesündeste Wintersport. Dies zeigt ein Vergleich, den Experten vom Bundesamt für Sport in Magglingen für den Puls-Tipp gemacht haben.
Tobias Frey tfrey@pulstipp.ch
Wenn Pulverschnee über Nacht das sanktgallische Dorf Zuzwil eindeckt, dann schlagen die Herzen von Dominique Ziegler und ihrem Hund Banjo höher. Frühmorgens montiert die 43-jährige Lehrerin ihre Schneeschuhe. Und ab gehts mit Banjo querfeldein über weisse Wiesen und durch verschneite Wälder. Bald hört Dominique Ziegler nur noch das Knirschen der Schneeschuhe und ihren eigenen Atem: «Ich beobachte Tierspuren im Schnee oder geniesse einfach die Ruhe.»
Schneeschuhlaufen liegt im Trend. Immer mehr Menschen suchen im Winter den Ausgleich zu den überfüllten Skipisten und Warteschlangen am Skilift. Auch Dominique Ziegler: «Ich fahre zwar gerne Ski, aber ich muss immer wieder weg vom Rummel.»
Schneeschuhe: Das ideale Fitnessgerät für den Winter
Es ist allerdings nicht nur das meditative Erlebnis, das Schneeschuhlaufen attraktiv macht. Schneeschuhe sind ein ideales Gerät, sich im Winter bei Schnee fit zu halten.
Dies bestätigt jetzt auch das Bundesamt für Sport (Baspo) in Magglingen. Der Puls-Tipp bat das Baspo, die verbreitetsten Wintersportarten zu vergleichen in Bezug auf den gesundheitlichen Nutzen. Wissenschaftliche Mitarbeiter des Baspo vergaben Punkte zu massgeblichen Kriterien wie Kondition, Prävention von Krankheiten und Wohlbefinden.
Das Resultat: Am meisten Punkte entfielen auf das Schneeschuhlaufen. Mehr als auf Langlauf, Skifahren alpin, Snowboarden, Wandern im Schnee, Eislaufen und Schlitteln.
Allerdings darf man die Rangliste nicht zu absolut betrachten. Urs Mäder vom Baspo: «Es kommt drauf an, wie intensiv man den Sport ausübt. Zudem: Schlitteln ist immer noch besser, als sich überhaupt nicht zu bewegen.»
Auch Sportarzt Beat Villiger, Chef am medizinischen Zentrum Bad Ragaz, bestätigt den gesundheitlichen Nutzen von Schneeschuhlaufen: «Es fördert Ausdauer, Kraft und Beweglichkeit. Und es kann vor Herz-Kreislauf-Krankheiten schützen.» Dominique Ziegler hat zu viel Cholesterin im Blut, ihr Risiko für einen Herzinfarkt ist erhöht. Doch sie berichtet: «Seit ich mich mit dem Hund und den Schneeschuhen mehr bewege, ist mein Cholesterin-Spiegel stark gesunken.»
Schneeschuhlaufen ist etwas anstrengender als Wandern im Sommer. Denn ein Teil der Energie verpufft im Schnee. Es schont jedoch die Gelenke, zudem ist das Unfall- und Verletzungsrisiko klein. Deshalb sei es, so Sportarzt Villiger, ideal auch bei der Rehabilitation nach Sportverletzungen.
Die Schweizerische Beratungsstelle für Unfallverhütung bfu hat noch nie eine Unfall-Meldung erhalten, wie bfu-Experte Othmar Brügger bestätigt: «Die einzige Gefahr beim Schneeschuhlaufen besteht darin, in den Bergen von einer Lawine verschüttet zu werden.»
In der Tat: Wer in die Berge will, muss vorsichtig sein. Der Zürcher Tourenleiter und Buchautor Reinhard Lutz berichtet: «Eine Schneeschuh-Bergtour muss man gleich gut vorbereiten wie eine Skitour.» Das heisst: Wetter- und Lawinenlage studieren, Tour bei unsicherer Lage in andere Gebiete verlegen, allenfalls Lawinenverschütteten-Suchgerät dabeihaben. Und: Nicht alleine auf Touren gehen. Das beherzigt auch Dominique Ziegler: «Ich gehe nie alleine in unbekannte Berggebiete.»
Einfache Ausrüstung, einfache Technik
Grundsätzlich können alle Menschen mit Schneeschuhen gehen: Sportler, Ältere, Rekonvaleszente, Familien, Jugendliche ab ca. 10 Jahren. Die Ausrüstung ist einfach:
- Schneeschuhe
- wasserdichte Wanderschuhe
- Gamaschen oder Stulpen
- Skistöcke
- atmungsaktive Bekleidung
Auch die Technik ist keine Hexerei: Wer gehen kann, beherrscht das Schneeschuhlaufen bald. Sportarzt Beat Villiger: «Weniger Trainierte bleiben einfach in der Ebene oder Hügellandschaft. Wer hingegen in den Bergen Schneeschuh laufen will, braucht eine Grundkondition.»
Villiger hat das Gerät auch für sich entdeckt. Wenn er im Frühsommer in die Berge geht, steckt in seinem Rucksack ein Paar Schneeschuhe. Muss er ein Schneefeld überqueren, nimmt er sie hervor. «Nur mit Wanderschuhen sinkt man ein. Das kostet Kraft und ist frustrierend. Mit den Schneeschuhen schwebe ich über das Schneefeld wie einst Jesus über den See Genezareth.»
So finden Sie die passenden Schneeschuhe
Schneeschuhe gibt es aus Plastik oder mit Neopren bespanntem Holz- bzw. Alu-Rahmen. Kostenpunkt: 250 bis 700 Franken. Billigere taugen oft nichts. Lassen Sie sich in einem Sport-Fachgeschäft beraten.
Für jedes Gelände den richtigen Schneeschuh:
- Holzrahmenschuhe: Vergleichbar mit einem überdimensionierten Tennis-Schläger. Einsatz beschränkt, für hügeliges und weites Gelände. Sehr gut bei Pulverschnee. Eher teure Variante.
- Alurahmenschuhe: Stabiler und leichter als Holz. Oft mit Eiszacken, auch für den härteren Einsatz im steilen Gelände. Eher teure Variante.
- Kunststoffschuhe: geringere Auflagefläche, Platz sparend im Rucksack, für kleinere Touren, auch fürs Gebirge. Günstige Variante.
- Wichtig: Die Bindung darf nicht fixiert sein. Man muss die Fersen heben können.
Tipps für Einsteiger:
- Mieten Sie Ihr erstes Paar im Sport- oder Bergsport-Fachgeschäft. Dann sehen Sie, ob der Sport Ihnen zusagt. Kosten: ca. 20 Franken pro Tag.
- Steigen Sie mit einem Kurs respektive einer geführten Wanderung oder Tour ein. Es gibt mittlerweile über 100 Anbieter in der Schweiz. Auskunft geben die örtlichen Verkehrsvereine.
- Nehmen Sie eine Wanderkarte 1:25 000 mit auf Ihre Tour.
- Geniessen Sie die Natur - aber schonen Sie das Wild. Meiden Sie Futterplätze.
- Buch-Tipp: Reinhard Lutz: 50 Schneeschuh Touren in der Schweiz, Lutz-Tour-Verlag Zürich, 1999. Fr. 42.- , zu bestellen unter Tel. 01 242 75 74
- Mehr Infos im Internet www.schneeschuhe.de