So werden Sie nicht zum «Doppeldecker»

Viele Versicherte haben Risiken wie Unfall, Pannenhilfe und Notfall gleich doppelt versichert und zahlen unnötig Prämien. K-Geld zeigt, wo die häufigsten Doppeldeckungen passieren.

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K-Geld 05/2013

23.10.2013

Bernhard Bircher

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Autobesitzer Sandro Estermann (50, Name geändert) aus Zürich schloss 2007 eine TCS-Mitgliedschaft für 97 Franken ab. Inbegriffen ist die Pannenhilfe in der Schweiz und Liechtenstein. Doch meist ist diese Leistung bereits versichert, etwa in der Haftpflicht- und Autoversicherung. Estermann bemerkte erst jetzt, dass die Pannenhilfe – und zwar europaweit – in seiner Motorfahrzeugpolice der Axa Winterthur eingeschlossen ist.

Jurist Estermann ärgert sich: «Bei einer Doppelversicherung ist der Versicherte der Dumme, er zahlt zweimal.» Was ihn stört: Das Versicherungsvertragsgesetz sieht bei einer Doppelversicherung kein Kündigungsrecht und keinen Anspruch auf Rückerstattung der unnötig bezahlten Prämien vor.

Versicherungsexperte Stefan Thurnherr vom VZ Vermögenszentrum sagt dazu: «Für Versicherer sind unnötig bezahlte Prämien ein gutes Geschäft.» Zum Ausmass der Doppeldeckungen gibt es laut Schweizer Versicherungs-verband keine Zahlen.

Um eine Doppeldeckung zu verhindern, sollte man seine bestehenden Versicherungen vor jedem weiteren Vertragsabschluss genau prüfen. Um den Überblick nicht zu verlieren, sollte man alle Versicherungsverträge zentral an einem Ort aufbewahren.
Bei einem Versicherungswechsel gilt es auch, die Kündigungsfristen beim bisherigen Unternehmen zu beachten. Denn die Prämien müssen bis zum nächstmöglichen Kündigungstermin bezahlt werden, auch wenn die Laufzeit einer neuen Police früher beginnt. Das ist unsinnig, denn Doppelversicherte erhalten im Schadenfall keine doppelte Entschädigung.

Zudem kann eine Doppelversicherung sehr teuer werden. Ein Beispiel liefert der 70-jährige Hansjürg Oberfeld (Name geändert) aus Möhlin AG. Der Rentner ist seit 1946 in der Grund- und Zusatzversicherung bei der CSS-Krankenkasse versichert. Dafür zahlt er 2013 jeden Monat 465 Franken Prämie. Nur: Aus Versehen schloss er Anfang 1989 bei der heutigen Sanitas nochmals eine Grundversicherung sowie weitgehend deckungsgleiche Zusatzversicherungen ab. Jedes Jahr zahlte er dafür nochmals Prämien – dieses Jahr monatlich 509 Franken.

«Mehrere zehntausend Franken zu viel bezahlt»

Oberfelds Tochter bemerkte die teure Doppelversicherung erst im September: «Mein Vater zahlte wohl mehrere zehntausend Franken Prämien ohne Nutzen.» Auf ihre Meldung hin löste die Sanitas die Grundversicherung – wie im Sozialversicherungsrecht vorgesehen – fünf Jahre rückwirkend per Ende August 2008 auf und zahlte für diese Periode die Prämien zurück. Bei den freiwilligen Zusatzversicherungen besteht bei Doppelversicherung aber kein Anspruch auf eine rückwirkende Kündigung und Rückvergütung der Prämien.

Immerhin: Aus «Kulanz und ohne Präjudiz für andere Fälle» hob die Sanitas den Vertrag zwei Jahre rückwirkend per Ende August 2011 auf.

Das sind die häufigsten Doppelversicherungen:

Unfallversicherung: Angestellte, die mindestens acht Stunden pro Woche bei einem Arbeitgeber beschäftigt sind, brauchen keine Unfalldeckung in der Grundversicherung der Krankenkasse. Denn in der Schweiz sind Angestellte ab diesem Arbeitspensum obligatorisch gegen die finanziellen Folgen von Berufs- und Freizeitunfällen versichert.
Hausrat- und Rechtsschutzversicherung: Wer mit einer Person in einen gemeinsamen Haushalt zieht, sollte in seiner Police prüfen, ob der Versicherungsschutz auch für weitere Personen im gleichen Haushalt gilt. Wenn nicht: Police ändern.
Reiseversicherung: Reiseveranstalter und Fluggesellschaften bieten Policen an, die man beim Buchen abschliessen kann. Sie sind nicht obligatorisch und oft besteht bereits ein Schutz.
Notfälle im Ausland: Obligatorische Kranken- und Unfallversicherungen erbringen bereits Leistungen bei einem Notfall im Ausland. Viele haben auch den Schutzbrief der Automobilclubs TCS oder VCS oder Krankenkassen-Zusatzversicherungen für Notfälle im Ausland.
Kreditkarten-Reiseversicherungen: Viele Kartenbesitzer haben mit dem Karteninstitut zusätzlich eine Annullierungskosten-Versicherung für Reisen abgeschlossen. Diese übernimmt die Annullierungskosten, sofern die Reise mit der Karte bezahlt wurde. Auch eine Reise-Unfallversicherung ist oft Bestandteil eines Kreditkartenvertrags. Beim Buchen der Reise sollten diese beiden Risiken also nicht nochmals versichert werden.
Assistance: Eine Notfallhilfe vor Ort bei Pannen, medizinischen Notfällen usw. kann in verschiedenen Policen eines Versicherten inbegriffen sein, zum Beispiel beim Rechtsschutz, bei der Reise- oder einer Kreditkartenversicherung.

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