Bei den Anlagefonds sind zwei wichtige Gruppen zu unterscheiden: aktiv verwaltete Fonds und passive Indexfonds.
Aktiv verwaltete Fonds beschäftigen teure Spezialisten. Diese analysieren laufend Unternehmen und Märkte und wählen dann die ihrer Meinung nach vielversprechendsten Titel aus. Ihr Ziel: besser zu sein als der Marktdurchschnitt. Aktive Fonds haben entsprechend höhere laufende Kosten.
Indexfonds hingegen wollen nicht besonders schlau sein, sondern möglichst genau die durchschnittliche Entwicklung eines bestimmten Marktsegments wiedergeben – zum Beispiel der grössten Schweizer Unternehmen, wie sie im Aktienindex SMI enthalten sind. Sie werden auch passiv verwaltete Fonds genannt, da sie nur einem Index folgen. Und sie kosten im Durchschnitt nur ein Viertel so viel wie die aktiven Fonds.
Zahlreiche Untersuchungen zeigten, dass die meisten aktiven Fonds ihr Ziel nicht erreichen. Im Gegenteil: Sie bleiben renditemässig hinter den Indexfonds zurück. Allerdings: Bei Renditevergleichen tauchen auch Aktive auf, welche die Passiven schlagen.
Doch Renditevergleiche sind üblicherweise kurzfristige Betrachtungen. Sie erstrecken sich über ein, drei oder seltener über fünf Jahre. So bleibt ein Grundproblem der aktiven Fonds unerkannt: Sehr oft legen jene, die während einigen Jahren obenaus schwingen, in der nächsten Vergleichsperiode eine unterdurchschnittliche oder gar miserable Leistung an den Tag.
Die Frage stellt sich: Gibt es überhaupt aktive Fonds, die über eine lange Zeit eine überdurchschnittliche Rendite erzielen? Oder sollen Anleger grundsätzlich nur auf Indexfonds setzen?
K-Geld machte die Probe aufs Exempel – und zwar bei den wichtigsten Anlagegebieten. Als Messlatte für die Aktiven dienen Indexfonds. Berücksichtigung fanden Fonds, die dem breiten Publikum zur Auswahl stehen. Die Renditedaten per Ende April 2017 stammen von der Fonds-Analyse-Firma Morningstar, wobei Fonds auf Basis von Fremdwährungen in Franken umgerechnet wurden.
Ergebnis: Es gibt durchaus aktive Fonds, die ihre passiven Konkurrenten über einen längeren Zeitraum betrachtet schlagen. Doch auch ihre schönen Renditen in der Vergangenheit sind nie eine Garantie für die Zukunft. Anleger, die sie kaufen, müssen immer darauf gefasst sein, dass die Erfolgsperiode abbricht. Ein Ausweg daraus: Indexfonds kaufen!
Aktien weltweit
Auf diesem Anlagegebiet war mit Indexfonds im Durchschnitt der letzten zehn Jahre etwas über 1 Prozent zu holen. Zum Beispiel mit dem Vanguard Global Stock Index Inv (ISIN IE00B03HD084) oder dem Lyxor MSCI World ETF (ISIN FR0010372201). Es gibt einige Dutzend Aktive, die sie übertrafen. Die auf den ersten Blick hohe Zahl relativiert sich sofort angesichts des riesigen Angebots an aktiven Aktien-Welt-Fonds: Es sind mehrere Hundert. Weitaus die meisten blieben hinter den Indexfonds zurück. Besser als diese waren zum Beispiel:
Veritas Global Focus A (IE00B0WFLC14)
Goldman Sachs Dynamic World Equity (LU0245325260)
Investec Global Quality Equity Income (LU0545562505)
Vontobel Global Equity (LU0218910023)
Multipartner Equity Opportunities Fund (LU0260854897)
Meridien Global Concentrated Fund (LU0219441572)
Diese aktiven Fonds brachten den Anlegern Renditen, die im Durchschnitt der Jahre 2 Prozent und mehr über jenen der Indexfonds lagen. Doch auch die aktiven Fonds hatten stärkere und schwächere Perioden. So hielt sich der aufgeführte Veritas-Fonds äusserst gut in der Finanzkrise Mitte 2007 bis Frühjahr 2009. Ab 2012 blieb er hingegen etwas hinter den Indexfonds zurück.
Am Beispiel dieser Aktienkategorie lässt sich gut zeigen, dass selbst aktive Fondsverwalter, die zehn Jahre und länger einen riesigen Abstand auf den Marktdurchschnitt erwirtschafteten, plötzlich glücklos werden.
Beispiel: Edouard Carmignac. Sein weltweit investierender Aktienfonds Carmignac Investissement konnte den Wert seiner Anteile von Ende April 2002 bis Ende April 2012 mehr als verdoppeln. Dies in einer Zeit, da die Weltbörsen insgesamt etwa um einen Fünftel sanken. Doch seit 2012 blieb Edouard Carmignac mit seinem Fonds 5 Prozent pro Jahr hinter vergleichbaren Indexprodukten zurück. Verlieh Morningstar ihm früher das Maximum von fünf Qualitätssternen, sind es jetzt nur noch zwei.
Obligationen weltweit
Indexfonds für diesen grossen Anlagebereich fehlen. Somit gibt es auch keine Messlatten für diese aktiven Fonds. Soll man sein Wertschriftendepot deshalb hier einfach mit einem oder zwei der besten Aktiven ergänzen? Antwort: eher nicht. Studien zeigten, dass sich das Eingehen von Fremdwährungsrisiken bei Obligationen nicht lohnt. Deshalb sichern Pensionskassen, Versicherungen und andere Grossinvestoren das Währungsrisiko in diesem Bereich in der Regel ab.
Private Investoren können das ebenfalls machen, indem sie Fonds für globale Obligationen mit Währungsabsicherung kaufen. Nur: Das Sicherheitsnetz kostet. Mit der Folge, dass diese Fonds in den letzten zehn Jahren weniger gut abschnitten als Indexfonds für Franken-Obligationen. Mit anderen Worten: Währungsrisiken bzw. die Kosten der Währungsabsicherung sprechen gegen den Kauf von Fonds, die Obligationen auf der Basis von Euro, Dollars verschiedener Länder, Pfund, Kronen usw. enthalten.
Aktien Schweiz (Standardwerte)
Zu den Standardwerten zählen die grössten Unternehmen. Entsprechende Indexfonds für Standardwerte folgen entweder dem Swiss Market Index (SMI, 20 grösste Firmen) oder dem Swiss Leader Index (SLI, 30 grösste Firmen). Diese Indexfonds kamen in den vergangenen zehn Jahren auf eine Rendite von rund 2 Prozent pro Jahr. Sie wurden von einer ganzen Reihe von aktiven Fonds abgehängt.
Bei genauerem Hinschauen zeigt sich allerdings: Die meisten aktiven Fonds holten die Mehrrendite in den allerletzten Jahren heraus, vorher brillierten sie keineswegs. Zu einem grossen Teil hat dies damit zu tun, dass wenige Schwergewichte den ganzen Schweizer Aktienmarkt dominieren – allen voran Nestlé, Novartis und Roche. Indexfonds für Standardwerte enthalten nur die 20 bzw. 30 grössten Firmen.
Die aktiven Fonds hingegen sind freier: Sie mischen – selbst wenn sie unter dem Begriff Standardwerte laufen – auch Nebenwerte bei, also Aktien von mittleren und kleineren Firmen. Wenn nun die Nebenwerte besser abschneiden als die Standardwerte, schlagen die Aktiven die Passiven automatisch. Genau dies geschah in letzter Zeit: Seit Herbst 2015 entwickelten sich die Nebenwerte im Durchschnitt mehr als doppelt so gut wie die Standardwerte.
Folge: Gegenüber aktiven Fonds, die vor allem aus diesem Grund gut abschnitten, sollte man skeptisch sein.
Es gibt allerdings auch einige wenige aktive Fonds, die schon vorher eine Mehrrendite erzielten. Ins Auge stechen vor allem:
Swiss Opportunity Fund (ISIN CH0021778029)
Credit Suisse 130/30 Swiss Equity (ISIN CH0017229615)
Raiffeisen Futura Swiss Stock (ISIN CH0011980981)
Aktien Schweiz (Nebenwerte)
Messlatte bei den Nebenwerten ist der iShares SMIM. Er ist der älteste Indexfonds für Nebenwerte, also für mittelgrosse oder kleinere Unternehmen. Er verschaffte den Anlegern in den letzten zehn Jahren eine durchschnittliche Rendite von rund 4 Prozent pro Jahr.
Hier geschah etwas, das für die Fondslandschaft untypisch ist: Die Mehrzahl der aktiven Nebenwertefonds hängte den Index ab – und dies nicht nur dank einigen wenigen guten Jahren.
Die Erklärung: Bei den Nebenwerten fällt es den Fondsmanagern leichter, eine Rendite zu erzielen, die über dem Durchschnitt dieses Marktsegments liegt. Grosse Unternehmen stehen unter intensiver Beobachtung durch viele Analysten, bei mittleren und kleinen Firmen ist die Transparenz geringer. Fondsmanager können deshalb auch eher Trouvaillen entdecken. Zudem sind hier die Geschäftsmodelle einfacher und überschaubarer, die Analysen deshalb treffsicherer.
Die höchsten Renditen in den vergangenen zehn Jahren erwirtschafteten:
AMG Substanzwerte (ISIN CH0019597530)
Pictet Swiss Mid Small Cap (ISIN CH0003299580)
Mirabaud Swiss Small & Mid (ISIN LU0636969866)
Sie kamen auf eine Rendite von 7 bis 8 Prozent pro Jahr – rund doppelt so viel wie der Durchschnitt aller Nebenwerte-Aktien.
Der Erfolg mancher aktiver Nebenwerte-Fonds hat so viel Geld angezogen, dass einige die Türen mittlerweile für Neukunden auf unbestimmte Zeit schlossen. Zum Beispiel AMG und Pictet. Anleger könnten auf Fonds ausweichen, die noch offen sind. Allerdings sind Türschliessungen ein Warnzeichen dafür, dass der betreffende Markt sehr hoch bewertet ist.
Franken-Obligationen
Hier gibt es zwei Indexfonds, die bereits mehr als zehn Jahre auf dem Buckel haben: den Pictet Bonds Tracker P dy und den Swisscanto Bond Fund. Sie geben die Entwicklung aller kotierten Frankenobligationen wieder – mit Ausnahme von Hochrisiko-Papieren. Ihre Gesamtrendite in den letzten zehn Jahren: rund 3 Prozent pro Jahr. Kein aktiver Fonds mit der gleichen Abdeckung konnte ihnen über diese lange Zeit das Wasser reichen.
Immobilien Schweiz
Hier gibt es nur aktive Fonds, die sowohl in Aktiengesellschaften (Swiss Prime Site, Allreal usw.) wie auch in kotierte Immobilienfonds (Sima, Living Plus usw.) investieren. Als Messlatte dient hier der UBS SXI Real Estate, der einzige Indexfonds, der dasselbe tut (siehe Seite 21). Er wurde Ende März 2011 lanciert. Seine Rendite seither: 6,7 Prozent pro Jahr. Kein aktiver Fonds verschaffte den Anlegern einen gleichen oder höheren Ertrag.
Aktive oder passive Fonds:
Fünf Tipps für Anleger
1. Indexfonds erzielen langfristig eine höhere Rendite als die meisten aktiven Fonds. Kaufen Sie am besten nur Indexfonds oder indexnahe Produkte, wenn Sie wenig Zeit für Ihre Geldanlagen aufwenden möchten.
2. Es gibt Anlagegebiete, in denen einige aktive Fonds die Passiven schlagen. Macht Ihnen die Suche nach Fonds mit Spitzenrenditen Spass, benutzen Sie am besten die Plattform Morningstar.ch. Dort auf «Tools» und «Fonds/ETF Quickrank» klicken. Die verschiedenen Anlagegebiete finden Sie dann unter «Morningstar Kategorien».
3. Sehr oft können aktive Fonds, die während einer gewissen Zeit brillieren, ihre Leistung nicht aufrechterhalten: Sie sinken unter vergleichbare Indexfonds oder stürzen regelrecht ab. Aktive Fonds im Depot sollten Sie überwachen und auswechseln, falls die Leistung längere Zeit nicht mehr stimmt.
4. Wegen des erhöhten Risikos sollten Sie nie Ihr ganzes Geld in bloss einen oder zwei aktive Fonds investieren. Sie können sie mit Indexfonds kombinieren, wenn Sie an aktiven Fonds interessiert sind. Stecken Sie Ihr Geld zum Beispiel zu einem Drittel in aktive und zu zwei Dritteln in passive Fonds.
5. Banken schwatzen den Kunden gerne teure hauseigene Fonds auf. Doch das sind selten Top-Fonds. Lassen Sie sich nur Fonds ins Depot legen, die in unabhängig erstellten Fondsvergleichen wie Morningstar in der Spitzengruppe figurieren.