Fonds: Anleger den Banken ausgeliefert

In der Schweiz liquidieren Banken und andere Vermögensverwalter jedes Jahr Dutzende von Anlagefonds. Oft haben die Anleger das Nachsehen.

Inhalt

saldo 14/2013

11.09.2013

Bernhard Bircher

Kostenpflichtiger Artikel

Melden Sie sich bitte an oder wählen Sie eines unserer Print- oder Online-Abos mit kostenloser Rechtsberatung und vielen weiteren Vorteilen.

Abo ab 8 Franken

Anmelden

Ein Fonds mit unbestimmter Laufzeit kann von der Fondsleitung jederzeit gekündigt werden. Von diesem Recht machten die fünf grössten Anbieter am schweizerischen Fondsmarkt rege Gebrauch (siehe Tabelle).

Die Gründe für Fondsauflösungen: Die Verwalter ziehen es vor, einen unrentablen oder in Geldnöte geratenen Fonds zu schliessen oder mit anderen Fonds zu fusionieren. Die Anleger haben zur Liquidation oder vorläufigen Schliessung nichts zu sagen – und müssen einen allfälligen Verlust widerspruchslos akzeptieren. Sie können nur hoffen, dass die dem Anlagefonds gehörenden Immobilien oder Wertschriften mit möglichst wenig Verlust verwertet werden können.

Wertschriftenfonds: Liquidation relativ schnell abgeschlossen

Die Liquidation eines Fonds kann schlimmstenfalls Jahre dauern – etwa bei einem Immobilienfonds. Immerhin erhalten die Fondsanleger ihr Guthaben bei Geldmarkt- und Wertschriftenfonds gemäss Branchenkennern in der Regel «innert Wochen» zurück.

Pech mit einem Immobilienfonds hatte der Rentner Hanspeter Guggisberg (77, Name geändert) aus Herzogenbuchsee BE. Er erteilte der UBS im Juni 2007 ein Vermögensverwaltungsmandat. Im Juli 2007 legte ihm die Grossbank im Rahmen der «ausgewogenen Anlagestrategie» 627 Anteile des hauseigenen Immobilienfonds Global Property Fund Limited ins Depot. Guggisberg bezahlte dafür 7620 Franken.

Der über 6 Milliarden US-Dollar schwere Fonds investierte in Gewerbeimmobilien «an erstklassigen Lagen» – auch in Grossbritannien und den USA. Während der Banken- und Finanzkrise 2008 brachen diese Immobilienmärkte ein. Die Fondsanteile verloren an Wert. Viele Investoren wollten ihre Anteile rasch zum offiziellen Rücknahmepreis an die Fondsgesellschaft zurückgeben. Wegen der vielen Rückgabeanträge schloss die Fondsleitung den Fonds im Dezember 2008 für ein Jahr. Die flüssigen Mittel waren knapp. Immobilien können nicht wie Wertschriften rasch zu Geld gemacht werden.

Der Haken für die Fondssparer: Die Anteile des Global-Property-Fonds waren an der Börse nicht handelbar. Sie konnten also ihre Anteile weder an den Fonds zurückverkaufen noch an der Börse anbieten. Das ist heute bei grossen Schweizer Immobilienfonds zwar anders. Aber ein vorzeitiger Verkauf über die Börse ist fast immer ein Verlustgeschäft. Denn der Kurs eines Fonds liegt während einer vorübergehenden Schliessung oder einer Liquidation in der Regel unter dem Rücknahmepreis der Fondsgesellschaft – dem sogenannten Netto-Inventarwert.

Global Property Fund: Erst ein Teil der Immobilien verkauft

Im Dezember 2009 schloss die Fondsleitung den Global Property Fund definitiv. Seither sind die Vermögenswerte blockiert. Rund 21 000 Fondsanleger warten laut einem Geschädigten-Anwalt auf Geld aus dem Verkauf der 160 Immobilien.

Einen allfälligen Verlust kann Guggisberg erst nach Abschluss der Liquidation beziffern – das kann noch bis 2014 oder länger dauern. Gemäss Fonds-Bericht 2013 hat die UBS bisher 74 Immobilien im Wert von 1,1 Milliarden US-Dollar veräussert. 86 Objekte stehen noch zum Verkauf. Rentner Guggisberg hat aus den Erlösen bisher 1079 Franken erhalten – nur gerade einen Siebtel seiner Investition.

Warnsignale für Fondsanleger

Tiefes Fondsvolumen: Ein Anlagefonds mit einem Fondsvolumen unter 20 Millionen Franken kann gemäss VZ Vermögenszentrum kaum noch rentabel betrieben werden. Kleinstfonds bergen daher ein erhöhtes Liquidationsrisiko.
Permanent sinkendes Fondsvolumen: Verliert ein Fonds kontinuierlich und deutlich an Vermögen, ist das ein klares Alarmzeichen.
Geringes Alter: Bei jungen Fonds ohne langjährigen Leistungsausweis ist das Schliessungsrisiko höher als bei seit vielen Jahren etablierten Fonds.
Steigende Kosten: Wenn die sogenannte Total Expense Ratio (TER) in kurzer Zeit stark ansteigt, ist das ein Warnsignal. Die TER zeigt den Betriebsaufwand des Fonds im Verhältnis zum Gesamtfondsvermögen.
Alternativen zu aktiv verwalteten Fonds: Ein börsengehandelter Indexfonds (ETF) wird im Gegensatz zu vielen aktiv verwalteten Fonds nicht nur einmal am Tag, sondern ständig an der Börse gehandelt. ETF-Anleger können ihre Fondsanteile innert Minuten verkaufen. Die im ETF enthal- tenen Werte sind meist schneller liquidierbar als bei aktiven Fonds.

Bitte aktivieren Sie Javascript um diese Seite optimal nutzen zu können.

Inhalt

Kostenpflichtiger Artikel

Das könnte Sie ebenfalls interessieren

So sind Sie richtig versichert

Das Handbuch zu Trennung und Scheidung

Die Regeln des Stockwerkeigentums

Geld anlegen – gut und sicher

Pensionierungspaket

Erben und Vererben

Betreibung, Pfändung, Privatkonkurs

Besser leben im Alter