Wald-Investitionen führen Anleger schnell auf den Holzweg

Schweizer und ausländische Firmen locken umweltbewusste Anleger mit sagenhaften Renditeversprechen in Waldinvestments. Doch Anleger sollten vor lauter Bäumen die hohen Risiken und Kosten nicht übersehen.

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K-Geld 04/2011

28.08.2011

Letzte Aktualisierung:
11.04.2019

Bernhard Bircher

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Mit Hilfe der Eco Suisse Group (ESG) in Schaffhausen soll ein umweltbewusster Anleger gerade zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen können: Eine Investition in Bäume oder Bambus schaffe «nachhaltige Werte für den Anleger und die Natur».

Das Unternehmen investiert in Aufforstungsprojekte in den Tropen. Ein Anleger kann ab einer Mindestsumme von 3750 Euro Setzlinge auf einer gepachteten Parzelle in Paraguay oder Panama erwerben. Die Bäume und Bambuspflanzen werden dann von ESG-Fachkräften angepflanzt und während Jahren gepflegt – bis «zur Erntereife». Nach Ablauf der vertraglich vereinbarten Laufzeit wird das Holz zum aktuellen Marktwert verkauft. Den Erlös – abzüglich Kosten für Management und Plantageteam – erhält gemäss Werbung der Investor.

Bei der ESG wachsen nicht nur die Pflanzen in die Höhe, sondern auch die Renditeversprechen: Wer zum Beispiel in Bambus-wald investierte, könne bei einer Anlagedauer von sechs Jahren eine Rendite von 11 bis 14 Prozent erreichen – pro Jahr. K-Geld weiss: Solche Traumrenditen lassen sich – wenn überhaupt – nur mit extrem hohen Risiken erzielen. Bäume und Bambus als «natürliche» Geldvermehrungsmaschinen sind alles andere als sicher (siehe Kasten).

Ob die ESG mit Bambus jemals sagenhafte Gewinne erwirtschaften wird, erfährt ein Anleger frühestens in fünf Jahren, wenn die erste Auszahlung ansteht. Was aber passiert, wenn das im Oktober 2010 gegründete Unternehmen dann nicht mehr existiert?

Im Konkursfall haben Anleger das Nachsehen

Sollte die Firma Konkurs gehen, garantiert gemäss der Firmenwebsite eine unabhängige Stiftung die Pflege, Ernte und Vermarktung des Holzes. Den Namen dieser Stiftung erfährt der Anleger auf der Website aber nicht. Er kann höchstens mit einer Konkursdividende rechnen.

Alleininhaber und Verwaltungsratspräsident der Eco Suisse Group ist Manfred Hirt aus Siblingen SH. Gemäss dem Handelsregister Moneyhouse.ch ist er ein vielbeschäftigter Mann: Neben seiner Tätigkeit bei der ESG hat Hirt aktuell vier weitere Geschäftsleitungs- und 15 Verwaltungsrats-Mandate. Dies ist mit ein Grund, weshalb der umweltbewusste, aber auch vorsichtige K-Geld-Leser Jakob Sturzenegger (Name geändert) sein Geld nicht bei der ESG investiert. Er schreibt K-Geld: «Die Verkäuferin der ESG konnte mir am Telefon nicht sagen, wo die Bäume genau stehen werden, in die ich investieren sollte.» ESG-Aufforstungsleiter Miguel Hernandez sagt dazu: «Jede Fläche und deren Bestände werden individuell markiert, sprich dem Inhaber zugeordnet.»
Laut Eigenwerbung legt die ESG «höchsten Wert auf eine transparente Geschäftspolitik». Über die anfallenden Gebühren der «ethischen» Geldanlagen erfährt man auf der Website aber nichts. Erst auf die zweite Nachfrage von K-Geld antwortete ESG: Bei der Schlussernte würden 8 Prozent des Verkaufserlöses in Form einer einmaligen Gebühr abgezogen.

Investments in Wald sind sehr risikoreich

Sturzeneggers Skepsis ist berechtigt: Auch die Firma Prime Forestry Group in Zürich hatte ihre «Baumpartner» mit Jahresrenditen von 14 Prozent angelockt. Sie wurde im Jahr 2006 von der Bankenaufsicht geschlossen. Grund: Sie hatte ohne Erlaubnis Publikumsgelder entgegengenommen.

Ebenso werben die Life Forestry Switzerland in Stans NW (siehe K-Geld 6/2010) und die deutsche Green Planet AG in Frankfurt am Main sowie Forest Finance in Bonn mit Renditen im zweistelligen Bereich für ihre Plantagen-Beteiligungen – auch bei Anlegern in der Schweiz.

Die Zürcher Kantonalbank beurteilt die Angebote solcher Unternehmen kritisch: «Wegen mangelnder Transparenz und wegen der hohen Komplexität sind die grossen Risiken für den Anleger kaum ersichtlich.» Nur in den wenigsten Fällen würden solche Anlageprodukte von den herausgebenden Firmen zurückgenommen – und wenn, dann mit empfindlichen Einbussen für den Investor. Die ZKB rät Anlegern, nicht direkt in Wald zu investieren.

Die Alternative: indirekte Anlagen in Wald und Holz über Aktienbeteiligungen an börsenkotierten Unternehmen. Diese Papiere zeichnen sich durch eine bessere Handelbarkeit und Transparenz aus. Doch selbst bei Titeln bekannter Unternehmen lauern Risiken – das zeigt das Beispiel von Precious Woods. Die an der Schweizer Börse kotierte Firma setzt sich seit 1990 für eine nachhaltige Forstwirtschaft in tropischen Regenwäldern ein. Immer wieder wird das Unternehmen von Liquiditätsengpässen oder Problemen wie Ausfuhrverboten oder fehlenden Erntebewilligungen geplagt. Zum Börsenstart im März 2002 betrug der Ausgabekurs des Titels 60 Franken. Nach einem Höchststand von 151 Franken im Oktober 2007 hat der Titel am 10. August dieses Jahr mit 10 Franken einen Tiefststand erreicht.

«Holz»-Fonds sind kaum eine echte Alternative

Nebst Einzeltiteln kommen Fondsanlagen in Frage. Der Vorteil: Das Risiko ist breiter gestreut, da Fonds in verschiedene Unternehmen und Regionen/Länder investieren.

Für Privatanleger stehen nur wenige Fonds in der Kategorie Forstwirtschaft bzw. Wald zur Auswahl. Beispielsweise der Timber-Fonds der Privatbank Pictet. Er investiert den Grossteil seines Geldes in Aktien von Unternehmen, die in der Finanzierung, Bepflanzung und Verwaltung von Wäldern und Waldgebieten tätig sind. Ein Schweizer Anleger muss Fondsanteile aber in US-Dollar oder britischen Pfund kaufen. Er trägt also ein Währungsrisiko – nebst den jährlich anfallenden Gesamtkosten von rund 2 Prozent.

Die Rendite des Pictet Timber-Fonds (ISIN-Nr. LU0340557775) betrug seit Lancierung Ende September 2008 in US-Dollar zwar rund 5 Prozent pro Jahr. Weil der Dollar gegenüber dem Franken jedoch an Wert verlor, resultierte für den Schweizer Anleger dennoch ein Verlust in Franken von 5,24 Prozent pro Jahr.

Fazit: Kleinanleger, die keine extremen Risiken tragen wollen, sollten sich nicht auf solche Holzwege begeben.

WALD-INVESTMENTS: Vielfältige Risiken beim Kauf von Bäumen

Lange Anlagedauer: Bis ein neu gepflanzter Baum ernetreif ist, vergehen mehrere Jahre oder sogar Jahrzehnte. Während dieser Zeit kann die Pflanze durch Schädlingsbefall, Feuer und Unwetter zerstört werden.
Unsicherer Verkaufspreis: Der Erlös hängt vom aktuellen Marktpreis für die Holzart ab. Allenfalls wird das Holz nach Ablauf der Vertragslaufzeit in einer schlechten Marktphase zu einem unvorteilhaften Preis verkauft.
Politische und juristische Risiken: Die Plantagen stehen oft in politisch wenig stabilen Ländern der Tropen. Eine Rechtssicherheit nach westlichem Standard fehlt meist.
Hohe Kosten: Die Auslagen für Bewirtschaftung, Verarbeitung und Management von Forstprojekten betragen bei einigen Anbietern bis zu 15 Prozent des Verkaufserlöses.
Währungsrisiken: Oft muss der Anleger seine Investition in Fremdwährung tätigen. Er handelt sich damit ein Währungsrisiko ein.
Fehlende Nachhaltigkeit: Meist ist
ungewiss, ob Monokulturen so nachhaltig sind, wie es einem die Verkaufsprospekte weismachen wollen.
Vorzeitiger Vertragsausstieg: Wer sein Geld vor Vertragsende zurückfordert, muss mit hohen Einbussen rechnen.

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