US-Wirtschaftsjournalist Peter S. Goodman beschreibt die heutige Situation der Finanzwelt so: «Eine gefrässige Bande» habe sich alle Globalisierungsgewinne geschnappt, während der Rest der Welt ärmer wurde. Vor 50 Jahren habe ein Firmenchef in den USA 20 Mal so viel verdient wie ein Arbeiter. Heute seien es 278 Mal so viel, schreibt der Korrespondent der «New York Times» und der «Washington Post».

Schuld daran sind laut Goodman die Chefs internationaler Mega­konzerne, Teilnehmer am World Economic Forum (WEF) in Davos. Diese «Davos Men» hätten einen unstillbaren Hunger nach mehr Macht und Geld. Die Staaten und damit die Allgemeinheit würden von Superreichen mittels legaler Steuerschlupflöcher um Steuereinnahmen gebracht. Das gleiche einer jahrzehntelangen Plünderung. Einmal reich geworden, würden die «Davos Men» einige Brosamen für wohltätige Zwecke spenden, um ihr Image aufzupolieren.

Der 57-jährige Goodman rechnet in seinem Buch nicht nur bitterböse mit Milliardären wie Larry Ellison (Oracle), Marc Benioff (Salesforce), Larry Fink (Black Rock) und Jeff ­Bezos (Amazon) ab. Er nimmt auch Politiker wie Emanuel Macron oder George W. Bush aufs Korn. Seine These: Der neue Geldadel lasse mit Hilfe von korrupten oder gutgläubigen Regierungschefs die ­globalen Massen verarmen. Das untermauert der Autor mit wirtschaftspolitischen Fakten.

Wer ist schuld an der Bankenkrise? Am Brexit? Der Leser ahnt es: die «Davos Men». Es greift aber zu kurz, Goodmans Vorwürfe einfach mit einem Kopfschütteln abzutun. Der Autor hat auf 512 lesenswerten Seiten zu viele Fakten zusammengetragen, als dass man ihn als Verschwörungstheoretiker bezeichnen könnte. Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz meinte nach der Lektüre zum Buch: «Bissig und ­wütend, aber dennoch wichtig und todernst.»

Peter S. Goodman: «Die Männer von Davos – Wie eine kleine Gruppe Milliardäre die Welt beherrscht», Finanzbuch­verlag 2022, ca. 35 Franken