«Mittwoch?» Mein Mann blättert in seinem Kalender. «Auf keinen Fall», sagt er. «Donnerstag vielleicht?» Nun blättere ich. Wir versuchen, uns auf zwei Wochentage festzulegen, an denen wir abends daheim sein werden. Das ganze Jahr lang – mit Ausnahme der Ferienzeiten zu Ostern und im August. Zwei Abende, an denen wir nicht ins Kino gehen, niemanden einladen und keine Einladungen annehmen. Zwei Abende, an denen wir nur für die Nachbarn da sind. In Griechenland ist es üblich, dass in Mehrfamilienhäusern die Parteien reihum den Job des Hausmeisters übernehmen. Und jetzt hat es wieder uns erwischt.
Vor ein paar Tagen schon hat uns unser Vorgänger, Herr Tsoukalas aus dem dritten Stock, erleichtert die Kasse übergeben. In regelmässigen Abständen werden nun Firmenvertreter bei uns klingeln, um ihre Bezahlung einzufordern: der Aufzugsservice, der Putzservice fürs Treppenhaus, der Sanitärinstallateur und so fort. Wir öffnen dann die Tür, nehmen die Rechnung entgegen, zahlen und heben alles fein säuberlich auf, denn am Ende des Hausmeisterjahres erfolgt eine Kassenprüfung.
Komplizierter sind die Einnahmen: Sie treffen an den zwei Abenden pro Woche ein, wenn die Nachbarn mit ihrer Nebenkostenrechnung und dem passend abgezählten Geld vor der Türe stehen. Einfach nur das Bare auf der Schwelle entgegenzunehmen und dafür die Quittung in den Flur zu reichen, gilt als unfein. Man muss die Leute schon hereinbitten. Die Zeit, die ich brauche, um die Quittung rauszusuchen und möglicherweise Wechselgeld abzuzählen, nutzen sie zum Scan: Wie ist die Einrichtung? Ist die Wohnung aufgeräumt? Und wehe, der Putzeimer steht noch im Flur! Das ist ein Affront ersten Grades. Ich musste das erst lernen.
«Warum können wir alle die Nebenkosten nicht einfach auf ein zentrales Konto überweisen?», frage ich meinen Mann. Er schaut mich fassungslos an. «So unpersönlich», murmelt er, blättert und schüttelt den Kopf. Ähnlich sehen es offenbar die Banken. Im Gegensatz zu Bareinzahlungen am Schalter scheinen Überweisungen als Frivolität zu gelten, die mit Gebühren bis 15 Euro belegt wird. Immerhin bietet sich heute E-Banking als Alternative an. Die Gebühren dafür liegen deutlich niedriger. Doch weil sich die Rentner bei uns im Haus kaum für elektronischen Zahlungsverkehr begeistern, werden wir die Nebenkosten weiterhin bar einsammeln.
Wenigstens einen Vorteil hat das: Habe ich gerade kein Geld zur Hand, steht im Flur stets eine gefüllte Schatulle, aus der ich mir etwas leihen kann.