Das Paradox der Obligationen 

Kurzläufer im Minus

Obligationen tragen kaum mehr etwas ein, für sichere Papiere müssen Anleger sogar draufzahlen – so heisst es seit geraumer Zeit. Auf den ersten Blick scheint dem die Tabelle der Franken-Obligationen zu widersprechen. Die meisten Fonds haben auch in den letzten drei Jahren eine positive Rendite abgeworfen. An erster Stelle steht der UBS SBI Domestic Gov 7–15. Das ist ein Fonds, der Bundesobligationen mit sieben- bis fünfzehnjährigen Laufzeiten enthält. Nur die Kurzläufer liegen im negativen Terrain.

Sinkt das Zinsniveau, steigen die Kurse der «alten» Papiere

Die ausgewiesenen Renditen umfassen – wie in der Finanzbranche üblich – sowohl die Zinszahlungen als auch die Kursveränderungen. Dabei gilt bei Obligationen: Sinkt das allgemeine Zinsniveau, steigen die Kurse der «alten» Papiere. Da sie im Vergleich zu den «neuen» Obligationen einen höheren Zinscoupon haben, sind die Anleger bereit, mehr für sie zu bezahlen. Am stärksten reagieren Langläufer – wie die Bundesobligation 4 EIDG 98-28, die im erwähnten UBS-Fonds drin ist. Sie wurde 1998 mit einem Zinscoupon von 4 Prozent aufgelegt und läuft bis 2028. Seit damals bis heute hat sie einen für Anleger fantastischen Kursgewinn von mehr als 50 Prozent erzielt. 

Irgendwann kommt die Trendwende

In diesem Ausmass notiert sie aber jetzt über dem Nennwert, den die Anleger am Ende der Laufzeit zurückerhalten. Wer sie bis zum Schluss hält, wird einen Kursverlust von über 50 Prozent einfahren. Die Zinszahlungen vermögen ihn nicht zu kompensieren. Unter dem Strich wird bis 2028 eine Rendite von minus 0,4 Prozent pro Jahr resultieren. Wenn allerdings das allgemeine Zinsniveau in den kommenden Jahren noch mehr sinkt, erhalten diese und viele andere Obligationen nochmals einen Kursschub. Doch irgendwann wird die Trendwende kommen. Offen ist nur, wann.