Bern: Weniger Geld trotz Rentenerhöhung

Die ärmsten Rentner aus dem Kanton Bern erhalten seit Anfang Jahr rund 200 Franken weniger pro Monat, obwohl der Bundesrat die AHV-Renten erhöht hat.

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saldo 11/2013

09.06.2013

Beatrice Walder

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Der Bundesrat passt die AHV-Renten in der Regel alle zwei Jahre der Lohn- und Preisentwicklung in der Schweiz an. So erhöhte er die Altersrenten Anfang dieses Jahres um 0,9 Prozent.

Doch im Kanton Bern profitieren nicht alle von der Erhöhung. Auf der Strecke bleiben ausgerechnet diejenigen, deren Rente zum Leben nicht ausreicht und die deshalb auf Ergänzungsleistungen angewiesen sind.

Von einer Kürzung betroffen ist zum Beispiel der 90-jährige R.G. aus Münsingen. Er erhielt 2012 von der Ausgleichskasse des Kantons Bern monatlich 2689 Franken – 2283 Franken AHV-Rente und 406 Franken Ergänzungsleistungen. Seit Anfang Jahr überweist ihm die Kasse pro Monat nur noch 2478 Franken – 2303 Franken AHV-Rente und 175 Franken Ergänzungsleistungen. Für den pensionierten gelernten Schriftsetzer ist die Reduktion von 211 Franken einschneidend: «Nach Abzug der Miete und Krankenkassenprämien bleiben mir pro Monat jetzt nur noch 432 Franken für den Lebensunterhalt.»

Eine Verordnungs-änderung mit gravierenden Folgen

Grund für die Kürzung: Der Regierungsrat des Kantons Bern will sparen und hat deshalb per 1. Januar 2013 die kantonale Krankenversicherungsverordnung geändert. Dieser Erlass beeinflusst im Kanton Bern die Berechnung der Ergänzungsleistungen. Vorher erhielten Bezüger von Ergänzungsleistungen die kantonale Durchschnittsprämie der Grundversicherung ausbezahlt – das waren je nach Prämienregion zwischen 386 und 460 Franken. Neu ist die individuelle Prämienverbilligung massgebend. Diese beträgt im Kanton Bern 175 Franken.

Durch die neue Berechnungsweise unterläuft der Kanton Bern das Ziel des Bundesrates, die Altersrenten zu erhöhen. Laut Mario Christoffel vom Bundesamt für Sozialversicherungen ist das Vorgehen jedoch rechtens. Der Kanton Bern erbringe jetzt nur noch die gesetzlich vorgesehene Minimalleistung. Das mache auch der Kanton Basel-Stadt. In den übrigen Kantonen erhalten Bezüger von Ergänzungsleistungen weiterhin die kantonale Durchschnittsprämie ausbezahlt.

R.G. ist fassungslos, dass der Kanton ausgerechnet bei den Ärmsten spart. Er hat sich in seiner Not an Pro Senectute Konolfingen BE gewandt. Diese wird ihn nun von Fall zu Fall finanziell unterstützen, damit er über die Runden kommt.

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