Kürzlich interviewte eine SRF-Journalistin für «Glanz & Gloria» Bundesrat Alain Berset. Die Dame war sichtbar tätowiert: Eule, Kaktus und ein Spinnennetz bebilderten ihre Arme. Das Medienecho war gross. Einige Kommentatoren meinten: 

Wer mit einem Bundesrat redet, darf nicht so auffällig bemalt sein.

Ich gehe davon aus, dass ich kaum je als Moderator bei «Glanz & Gloria» arbeiten werde. Ich dürfte also Tattoos tragen. Das ist super. Denn jetzt, wo die Temperaturen milder sind, schäme ich mich manchmal für meinen Körper. Er ist überhaupt nicht einzigartig. Andere Väter liessen Bilder und Namen ihrer Kinder auf den Oberschenkel stechen. Ich Langweiler eröffnete ihnen ein Jugendsparkonto.

Seit Jahren träume ich von einem wunderschönen Sujet: Ein Delfin springt vor der untergehenden Sonne in die Luft. Zwei Palmen wehen im Wind und die Meeresbrandung schäumt an schwarzen Klippen. Das ganze Bild hätte ich gerne auf meiner linken Pohälfte.

Ich unterstütze Schweizer Handarbeit, wo es nur geht. Aber in diesem Fall lasse ich mich in Deutschland stechen. Erstens zahle ich dort weniger. Zweitens muss ich im Sommer die Schwiegereltern in Berlin besuchen. Da kann ich die beiden schmerzhaften Visiten ideal verbinden.

Auf der Website Tattoorechner.de liess ich mir einen Kostenvoranschlag machen. Da wurde klar: Papi muss auch in Deutschland tief ins Portemonnaie greifen. Weil ich den Delfin schön farbig will, bezahle ich umgerechnet fast 270 Franken. Immerhin: In der Schweiz wäre es das Doppelte. Mit dem Ersparten kaufe ich eine dritte schmerzhafte Sache: einen Kaktus namens «Schwieger­muttersitz».